1. Bd. 2
- S. 492
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Neuere und neueste Literatur des Auslandes.
^1754 begründen zu können glaubte, war Frau Roland, geb. Ph lipon, zur Zeit
- 1793. der Girondistenherrschaft die Seele jener politischen Partei, die auf den Trüm-
mern des alten Königthums ihre republikanische Welt aufzurichten vermeinte.
Ihre aus dem „Vernunftschwarmer" Rousseau geschöpfte Begeisterung für Frei-
heit und Menschenrechte verband sich mit einer feurigen Bewunderung des republi-
kanischen und patriotischen Heldensinnes der alten Welt, die sie aus Plutarch's
idealen Schilderungen kennen gelernt und trieb sie an, ihre schriftstellerischen
Gaben und die ganze Thatigkeit ihres Geistes der Begründung eines Zustandes
in Staat und Leben zu widmen, der allein das Glück und 2pett der Menschheit
bewirken könnte. Ihre politischen Aufsatze sowie der bekannte, im Aufträge
ihres Gemahls verfaßte Br ief an den König (§.718.) sind unmittelbare Er-
güsse einer für Freiheit, Vaterland und Wiedergeburt des Menschengeschlechts
begeisterten Seele; wie edel rein und lauter diese Seele war, wie fern von
aller Eitelkeit und aller Beziehung nach Außen, geht aus ihrer erst vor zehn Jah-
ren bekannt gewordenen Correspondenz mit ihrer Jugendfreundin hervor.
Und als sie aus ihrem Traum erwachte und im Namen derselben Freiheit, die
ihr theuerstes Gut war, in den Kerker geführt wurde, um ihn nach einiger Zeit
mit dem Schaffst zu vertauschen, da bewies sie, welche Ruhe, Kraft und Größe in
einer weiblichen von idealen Bestrebungen erfüllten Seele wohne, indem sie hier im
Angesicht des Todes ihre interessanten Denkwürdigkeiten, ihre „Berufung an
die Nachwelt" verfaßte und fürchtend, die erste Handschrift möchte verloren
sein, kurz vor ihrer Hinrichtung das ganze Buch zum zweitenmal schrieb. Die
politischen Ansichten und das Schicksal der Frau Roland und ihrer Partei, aber
Condorcet^icht die schriftstellerischen Eigenschaften derselben theilt der Marquis v. Con-
1743-94. d o rcet, Mitglied der französischen Akademie und fruchtbarer Schriftsteller auf
dem Gebiete der Philosophie, der Politik und der schönen Literatur. Durch seine
Ueberzeugung und durch sein warmes Gefühl für Menschenwohl und Menschen-
würde in den Strudel der Revolution und zu republikanischen Ansichten geführt,
bewahrte er in seinen Schriften doch stets das Gepräge der frühem klassischen
Bildung und schrieb „im Geiste des rechnenden und berechneten Enthusiasmus der
encyclopadistischen Schule." Condorcet „stützte sich in seinen Schriften auf eine
Reihe wissenschaftlicher Theorien, um darzuthun, daß das menschliche Geschlecht
einer ins Unendliche gehenden Vervollkommnung fähig sei. Er gehörte zu der
Zahl derjenigen, welche von einem fortdauernden Fortschreiten menschlicher Weis-
heit , Gerechtigkeit, Glückseligkeit mitten unter den Gräueln und Grausamkeiten
der damaligen demagogischen Gewalthaber träumten." Indem er aber somit ein
stetes Fortschreiten und Verändern, wenn auch zum Bessern und Vollkommnern,
als oberstes Prinzip hinstellte, mußte er nothwendig zur Verneinung und Be-
kämpfung alles Positiven und Bestehenden kommen. In den Sturz der Gironde
verflochten (§.723.) fand er bei einer großmüthigen Freundin ein Asyl und schrieb
daselbst die treffliche Schrift: Esquisse d’un tableau historique des progres de
l’esprit humain. Als aber Alle, welche Geachtete verbergen würden, mit dem
Tode bedroht wurden, verließ er seinen Aufenthalt in Bettlerkleidern und irrte
eine Zeitlang umher, bis er erkannt und verhaftet wurde. Im Kerker nahm
Dupuis ec ®ist/ das er stets bei sich führte. Condorcet's Geistes- und Gesinnungs-
^i809~ ^moü”e lüac der gelehrte K. Fr. Dupuis, der in seinem berühmten Buche:
Origine de tous Ies cultes ou religion universelle die alten Mythen durch die
Astronomie zu erklären und die Religion mit der freigeistigen Philosophie der
Cabanis Revolution zu durchdringen suchte, wahrend ein anderer Genosse, der Arzt und
*i808~ ^dysiker Cabanis, das ganze Geistes- und Seelenleben des Menschen auf die