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1. Bd. 2 - S. 508

1854 - Leipzig : Engelmann
508 Die Zeit des französischer! Bürgerkönigthums. Unterdrückung des aufstrebenden Demokratismus und zur Bewältigung der von den emigrirten Polen geleiteten Verschwörungen und Umwalzungsversuche. Das gemüthliche östreichische Volk, mehr auf Genuß als auf Freiheit bedacht, ertrug mit großer Ergebung das patriarchalische Regiment, welches Fürst Met- ternich unter einem humanen Regentenhaus aufgerichtet hatte. Ausgeschlossen von deutschem Leben und deutscher Cultur und durch ein strenges Absperrungs- system getrennt von der Nation, mit der es ein Jahrtausend in trüben und fröh- lichen Tagen zusammengehalten, wurde Oestreich den deutschen Zustanden und Interessen immer mehr entfremdet; und mit fremden Nationalitäten zu einem unnatürlichen Ganzen verbunden, merkte es nicht, daß sein Staatswesen einem „S ch utt" cntgegenging, wie ihn sein Dichter ergreifend geschildert. — Preußen schien zu vergessen, daß seine wahre Macht in seiner Volksthümlichkeit bestehe, daß Friedrich Ii. seine Siege nicht minder der Sympathie der Völker als der Tapferkeit seiner Heere verdankte. Im Besitze der größten Intelligenz, des vor- trefflichsten Kriegswesens, einer blühenden Industrie und beherrscht von einem glorreichen Fürstenhause würde Preußen eine gebieterische Stellung unter den eu- ropäischen Staaten gewonnen haben, hätte es sich dem übrigen Deutschland fest und innig angeschlossen, wäre die Regierung dem Freiheitsbedürsniß des Volks durch constitutionelle Staatsformen entgegenkommen, hätte der König seinen Stützpunkt lieber im liberalen und aufgeklärten Mittelstand als in einer kleinen Zahl von Aristokraten, Strenggläubigen, Beamten und Gelehrten gesucht Mit Deutschland zu einem Ganzen verbunden und die kleinern Staaten von Mittel- europa unter seinen Schutz nehmend, würde ein constitutionelles Preußen mit Glaubens- und Lehrfreiheit die vermittelnde und gebietende Macht zwischen dem Osten und Westen gewesen sein, während es im Anschluß an den absoluten Osten und im hochmüthigen Streben nach dem Range einer selbständigen Großmacht eine untergeordnete Stelle in der europäischen Völkerpolitik einnahm. — Ruß- land, der Schrecken der Demokraten, die Stütze aller nach Absolutismus stre- benden Regierungen, ist durch seine autokratischeherrschermacht stark nach Innen, durch diplomatische Klugheit mächtig nach Außen. Kaiser Ni c o laus , von dem Gedanken beseelt, „die russische Nationalität aus sich selbst heraus zu civilisiren und in dieselbe alle unterworfene Volksstämme hineinzuziehen, in der Sprache wie im Glauben", verletzte nicht selten in seinem Streben nach Uniformität, Menschenrechte, Freiheit und Nationalität. Unbeschränkter Gebieter über Staat und Kirche beherrscht er sein unermeßliches Reich durch die Macht seines starken, strengen Willens; der reiche Grundadcl, die unwissende Geistlichkeit und das halbwilde, zum großen Theil aus Leibeigenen bestehende Landvolk werden durch den Schrecken des Despotismus und durch die Gewalt des Säbels in gleicher Unterwürfigkeit gehalten. — Polen, einst durch einen ungerechten Gewaltstrcich der drei absoluten Mächte aus der Reihe der Völker gestrichen, ist noch in seinen zerstückelten Gliedmaßen ein drohendes Gespenst für die Staaten, die durch seinen Raub sich vergrößert. Seitdem das Königreich Polen den russischen Waffen er- legen, war die Hoffnung der Emigranten auf Krakau gerichtet, das als Frei- staat unter den Schutz der drei Nachbarstaaten gestellt, mit seinen altpolnischen Königsgräbern und seinen nationalen Erinnerungen als eine glänzende Säule aus dem allgemeinen Ruin der Nation einen mächtigen Zauber auf die Flüchtlinge ausübte. Es wurden daher von der polnischen Propaganda mehrere Versuche gemacht, durch Verschwörung sich der Stadt zu bemächtigen und sie als Mittel- 1836. punkt einer Revolution zur Wiederbelebung des alten Polenreichs zu gebrauchen. Das erste Unternehmen der Art hatte eine vorübergehende Besetzung des Frei-
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