1. Bd. 2
- S. 585
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Zug der Revolution durch Europa.
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Vermögen (Census) und Glaubensbekenntniß hervorgehcnde N a ti o n aiv er-
fnmmlung, zu Anfang des Mai über die künftige Verfassung und den politi-
schen Rechtszustand Deutschlands mit unbeschrankter Machtvollkommenheit ent-
scheiden solle, und daß ein ständiger Ausschuß von Fü n fz i g m an n e rn über
die genaue Vollführung dieses Beschlusses von Seiten der Regierungen zu wachen
habe — eine radicale Partei, Hecker, Struve u. A. an der Spitze, verschmäh-
ten diesen Gang der Reform und empfahlen den Weg der Revolution. Als
ihre Anträge für Permanenzerklärung der gegenwärtigen Versammlung und Be-
seitigung des Bundestags nicht die erforderliche Majorität erhielt, schieden sie
aus und riefen einige Wochen nachher im badischen Oberlande das aufgeregte und
durch lärmende Versammlungen in Athem gehaltene Volk zur Gründung einer
Republik mit gewaffneter Hand auf. Aber die republikanische Schilderhebung
batte wenig Fortgang. Rach einigen Streifzügen und nach den Gefechten von
Kandern, wobei der tapferebundes-General Friedrich von Gagern seinen April.
Tod fand , und bei D o sse n b a ck , wurden die durch die Zuzüge fremder Repu-
blikaner und deutscher Arbeiter aus Frankreich verstärkten Freischaaren von den
Bundestruppen zerstreut und der Aufstand unterdrückt. Allein die Idee einer
deutschen Repub lik, unter welcher der gemeine Mann sich einen Zustand pa-
radiesischen Glücks träumte, wo der Grundsatz „Freiheit, Wohlstand, Bildung
für Alle" zur Geltung kommen würde, ist lange im Volke herrschend geblieben und
Heckers Name erklang im Liede durchs ganze deutsche Vaterland. — Am 18.
Mai wurden die Sitzungen der aus freier Volkswahl hervorgegangenen verfas-
sunggebenden Nationalversammlung eröffnet. Die durch Talent, Bil-
dung und Beredsamkeit ausgezeichnete Versammlung in der Paulskirche zu
Frankfurt, so wie die majestätische Gestalt und Haltung ihres ersten kraft- und
taktvollen Präsidenten, Heinrichs von Gagern, warenein würdiger Ausdruck
deutscher Bildung und Gesinnung. Um unter dem Schutze einer kräftigen Ord-
nung in Ruhe und Sicherheit gegen Störungen von Unten wie von Oben ihr
hohes Werk vollenden zu können, beschloß die Nationalversammlung die Errich-
tung einer neuen Centralgewalt. Der Bundestag war» in der deutschen
Nation in zu schlimmem Andenken, als daß man hätte glauben dürfen, ihn trotz
seiner gänzlichen Umgestaltung beibehalten zu können. Er wurde von den Demo-
kraten als eine „Leiche" geschildert, deren Wiederbelebung nicht möglich schien.
Darum vereinigte man sich nach heftigen parlamentarischen Kämpfen, wobei „der
kühne Griff" des Präsidenten den Ausschlag gab, dahin, daß die Nationalver-
sammlung einen unverantwortlichen Reichsverweser erwähle, der sich
dann mit einem verantwortlichen Ministerium zu umgeben habe. Die
am 29. Juni vorgenommene Wahl entschied mit glänzender Majorität für den
Erzherzog Johann von Oestreich, der am 11. Juliseinen feierlichen
Einzug in Frankfurt hielt und sich zur Uebernahme des hohen Amtes bereit er-
klärte (§. 855).
§. 852. Schleswig-H olstein und Posen. Unterdeffen waren die
deutschen Grenzländer derschauplatz großer Erschütterungen und blutiger Kämpfe.
In Schleswig-Holstein bildete sich, in Folge einer revolutionären Bewe-
gung in der dänischen Hauptstadt, durch welche der König gezwungen ward, die
Einverleibung des Herzogthums Schleswig in das Königreich auszusprechen, eine
provisorische L a.n d e s r e g i e r u n g, an deren Spitze Wilhelm Beseler
stand; dies wurde die Losung zu einer Trennung von Dänemark und zu einem
blutigen Krieg. Deutschland nahm sich des von den Dänen angegriffenen Landes
an, als die kleine schleswig-holsteinische Armee bei Bau geschlagen sich nach der9.April.