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1. Bd. 2 - S. 592

1854 - Leipzig : Engelmann
592 Die jüngsten Revolutionsstürme. Iv. Die deutschen Verfaffungskämpfe und Ungarns Fall. tz. 855. 1. Die constiluirend e Nati on a lversa mm lun g in d er Paulskirche zu Frankfurt. — Die Centralgewalt. Die deutsche Bewegung, obwohl von Grund aus demokratisch und stürmisch in ihrem Auf- treten, „hielt ehrfurchtsvoll still vor den Thronen"; ein Beweis, daß das Stre- den der Nation im Großen nicht auf Erzielung republikanischer Staatsformen hinausging, sondern nur auf ein freies Staatsleben mit nationaler Einheit, unter welcher die Einzelstaaten in ihren gewohnten, mannichfaltigen Formen fortbestehen könnten. Eine solche Einheitsform zu schaffen, wodurch die deutsche Nation ge- ordnete Freiheit im Innern, Kraft und Ansehen nach Außen erlangte, wodurch ,,des Vaterlandes Größe, des Vaterlandes Glück" von Neuem begründet würde, war die große, schwierige Aufgabe der Nationalversammlung in Frankfurt. Die Mehrzahl erkannte dieses Ziel und vermied die Abwege, auf welche eine rührige Minderheit die Versammlung zu reißen suchte, indem sie fremdartige Gegenstände vor ihr Forum brachte, wie z. B. den Streit zwischen der Bürgerschaft und dem preußischen Militär in Mainz, worüber die Versammlung nach Kenntnißnahme des Thatbestandes den Beschluß faßte, ,,im Vertrauen, daß die zuständigen Be- hörden thun werden, was ihres Amtes ist," zur Tagesordnung überzugehen. Aber bei dem heftigen Widerspruch, den der von den Vertrauensmännern ausgearbeitete V erfassungs en tw u rf von einem großen Theil der aufgeregten Nation er- fuhr, und bei den stürmischen Ereignissen, denen sich die von allen Seiten ange- rufene Versammlung nicht ganz zu entziehen vermochte, rückte das Werk langsam voran. Wurden die Berathungen anfangs durch die Unbekanntschaft der Mitglie- der und die Unklarheit des Ziels gehemmt, so störte spater, nach Ausbildung der Parteistellung, der Oppositionsgeist und die Verschiedenartigkeit der Zwecke das einmüthige Handeln. Diese Parteistellung trat zuerst scharf und sicher hervor bei der Berathung über die C e nt r a l g e w a l t. Die Linke, auf eine republikanische Staatsordnung lossteuernd und auf dem Grundsatz der V o l ks so uv e ra n et a t fußend, verlangte eine aus dem Schooße der Nationalversammlung hervorgehende und ihr verantwortliche Vollziehungsgewalt, ohne Mitwirkung der Regierungen; die Rechte und ein Theil der Mitte, eine Vereinbarung der Regierungen und der Volksreprasentanten anstrebend, kamen in dem Grundsatz überein, daß bei der Einsetzung einer Centralgewalt die Regierungen und die Nationalversamm- lung Hand in Hand gehen müßten. Zu dem Behuf sollte ein Directorium von drei Personen, die beiden Großmächte Oestreich und Preußen und die Gesammtheit der mittleren und kleinern Staaten reprasentirend, eingesetzt werden. Dieses Directo- rium sollte von sammtlichenregierungen, die sich zuerst über diepersonen zu einigen hatten, der Versammlung vorgeschlagen und nach deren Einverstandigung von denselben auch ernannt werden, so daß ,,in die Mitte zwischen Bezeichnung und Ernennung die zustimmende Erklärung der Nationalversammlung siele." Zwei Bedenken führten nach langen, bewegten Debatten endlich zum Aufgeben dieses Vorschlags, die Furcht, daß die Regierungen zur Einigung über die drei Personen eine lange Frist brauchen würden und die Gewißheit, daß die vorgeschlagenen Di- rectoren von den Gegnern einer so schonungslosen Kritik unterworfen werden wür- den, daß ihr Ansehen darunter leiden müßte. Man kam daher im Laufe der Ver- handlungen zu der Ansicht, daß es besser sei, statt eines dreitheiligen Direktoriums (,,Trias") ein einziges unverantwortliches Oberhaupt (,,Monas") mit der höchsten Gewalt zu bekleiden, das von den Regierungen vorgeschlagen und ernannt,
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