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1. Bd. 2 - S. 642

1854 - Leipzig : Engelmann
642 Die jüngsten Revolutionsstürme. Rastatt am 11. Mai eine furchtbare Soldatenempörung aus. Der Kriegs- minister Hoffmann eilte mit einer Anzahl treuer Truppen in die Festung , um die Ordnung herzustellen. Umsonst! Bedroht von den tobenden und zuchtlosen Soldaten, die schon mehrere Offiziere verwundet hatten, flüchtete er sich am Abend unter großer Gefahr mit den meisten Offizieren aus der Stadt und ließ die Festung in der Gewalt der Meuterer. Aehnliche Auftritte hatten an demselben Tag in Lörrach statt. — Run war auf den 13. Mai eine große Volksver- sammlung nach Offenburg ausgeschrieben. Am Tag zuvor traten die Abge- ordneten sammtlicher Volksvereine zu einer Vorberathung zusammen und setzten im Hochgefühle des Sieges, weil ihnen so eben die Bundesfeftung Rastatt zur Verfügung gestellt worden, eine Reihe von Forderungen auf, deren sofortige Gewährung sie bei dem Staatsministerium durch ’eine Deputation nachsuchten. Darin war die Auflösung der Kammern, die Einberufung einer constituirenden Landesversammlung nach dem allgemeinen Wahlrecht, die Entfernung des Mini- steriums Bekk und eine allgemeine Amnestie begehrt. Die Regierung ertheilte eine ausweichende Antwort und wendete sich nach Frankfurt mit der Bitte um schleunige Absendung von Reichstruppen. Wahrend ihr aber von hier die Nach- richt zuging, daß die Centcalregierung für den Augenblick keine Truppen zur Ver- fügung habe, war der Verlaus der Offenburger Volksversammlung, bei der sich auch Abgeordnete der Raftatter Besatzung eingefunden, so stürmisch, daß sich nicht nur der als Commifsar der Centralcegierung anwesende Raveaux mit Unwillen von diesen verwilderten Menschen abwandte, sondern daß auch der kurz zuvor durch richterliches Urtheil von seiner Haft befreite Fickler und der Ob- mann der Volksvereine Brentano sich fern hielten und zur Mäßigung riechen. Aber wie konnte man von einer solchen Versammlung Mäßigung erwarten! Der „Landescongreß zu Offenburg" erklärte die „Revolution" für „fortwährend", be- schloß „die alsbaldige Verschmelzung des stehenden Heers mit der Volkswehr unter selbstgewah lten Führern", und errichtete einen „Land es aus schuß", der die Durchführung der Reichsversaffung, „wie sie nun nach der durch die Ereignisse beseitigten Oberhauptsfrage feststeht", mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bewirken sollte. Zugleich wurden Bestimmun- gen getroffen, die das ganze Verwaltungs- und Gerichtswesen umgestalteten, die Besteuerung abanderten und einige focialistifche Einrichtungen zur Erleichterung des Gewerbstandes und zur Unterstützung „arbeitsunfähig gewordener Bürger" urittelst eines großen „Landespensionsfonds" in Aussicht stellten. tz. 885. Karlsruhe. Der Revolutionsschwindel verbreitete sich schnell über das ganze Land. Am nämlichen Sonntag Abend kehrten zwei Kompagnien von Bruchsal in betrunkenem Zustande und wilder Zügellosigkeit nach Karlsruhe zurück und verbreiteten den Aufruhr in die Hauptstadt. Das Innere der Kaserne wurde zerstört, die Wohnung eines mißliebigen Oberst verwüstet, ein Dragoner- Rittmeister, der mit seinen Leuten die Ordnung Herstellen wollte, nebst einem Unteroffizier und Gemeinen getödtet. Unter wildem Toben und Schießen verbrei- teten sich die rasenden Soldaten, mit herbeiströmenden Freischärlern vermischt, wahrend der grauenvollen Nacht durch alle Straßen und versuchten dann das von einer Abtheilung Bürgerwehrmanner muthig vertheidigte Zeughaus zu erstür- men. Wuth und Leidenschaft setzten Alles in die furchtbarste Aufregung; Schießen und tobender Lärm verwandelten die stille Mainacht in Stunden der wildesten Verwirrung, des angstvollsten Schreckens, der bangsten Erwartung. Die Offi- ziere, von ihren eigenen Soldaten verlaffen und bedroht, suchten Rettung in schneller Flucht, der muthige Prinz Friedrich schwebte in Lebensgefahr. Unter
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