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1. Bd. 2 - S. 55

1854 - Leipzig : Engelmann
Ueberschau und Vorblick. 55 dramatischen Dichters Christ. Felix Weiße und viele ähnliche Produkte brachten ihren Bersassern Ruhm und Gewinn.— Ein gleicher Eifer erwachte für volksfreundliche Schrift- stellern und für die Belehrung des Landmanns, seitdem der wackere und verständige I. G. Schlosser in seinem Katechismus der Sittenlehre für das Landvolk die Bahn gebrochen und Fr. Eberh. v. Rochow seinem Beispiel gefolgt war. Doch verdient nur Pestalozzi's erwähntes Volksbuch eine Auszeichnung wegen „dereinfalt und Schlicht- heit, mit der es dem Volke seinen Gesichtskreis entlehnt und seine Denk- und Handlungs- weise und die Freuden des häuslichen Herdes schildert, um es an sich selbst und innerhalb seiner Sphäre fortzubilden." Wie nichtig nimmt sich dagegen Salzmann's Roman „Karl von Karlsberg oder über das menschliche Elend" aus. Z. 63. Philosophie. In der aufgeregten Zeit, wo der Geist sich bemühte, alle seinen freien Flug hemmenden Fesseln abzustreifen, konnte sich die Leibnitz-Wolsische Schul- philosophie (A. §. 53.) mit ihrem Formelkram nicht halten ; eben so wenig war das System des gelehrten, trockenen und grübelnden Crusius zu Leipzig im Stande, die strebsame Jugend zu fesseln; die Zeit der geschmacklosen, auf unerquicklichen Theorien und unver- ständlichen Terminologien beruhenden Wcltweisheit schien vorüber und Männer von lite- rarischer Bildung und ästhetischem Sinn, wie Moses Mendelssohn („Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele"); Garve („Cicero von den Pflichten" u. a.); Abbt („vom Tode für's Vaterland") u. A. kleideten ihre philosophischen Betrachtungen in ge- schmackvolle Form und in verständliche Sprache ohne dunkle Schulausdrücke. Selbst die Lehrer der Philosophie aus Universitäten, wie I. Gg. Heinr. Feder in Göttingen , hul- digten den Forderungen der Zeit und befleißigten sich in Vorlrag und Schrift einer faßli- chen, geschmackvollen Darstellung. Dadurch gewann zwar die philosophische Wissenschaft an Klarheit und formaler Ausbildung, aber Gehalt, Gründlichkeit und Tiefe verschwan- den. Ein oberflächlicher Eklekticism us , vom flachen Dilettantismus nicht viel ver- schieden, gab sich für ächte Weltweisheit aus. Da wurde Immanuel Kant in Königs- 1724— berg der Schöpfer eines neuen philosophischen Systems, das, Anfangs 1804- wegen seiner Schwierigkeit wenig beachtet, bald eine gänzliche Umgestaltung aller Wissen- schaften zur Folge hatte. In seinen Schriften, unter denen seine drei Hauptwerke: Kri- tik der reinen Vernunft, Kritik der praktischen Vernunft, und Kritik der Ur th e ils kraft als Grundpfeiler emporragen, bestimmte er genau die Beschaffen- heit und nothwendigen Grenzen des menschlichen Erkenntnißvermögens, stellte die Moral als wesentliche Grundlage aller vernünftigen Religion auf und gab der Rcchtslehre und Aesthetik einen festen, einfachen Boden. Hatte Anfangs die Kant'schc Philosophie zu we- nig Anerkennung gefunden, so erlebte sie bald das Gegentheil. Sie fand Eingang in alle Wissenschaften und Literaturzweige, in die Poesie und ins Leben; sic bewirkte eine gänz- liche Reform der Philosophie und bahnte den Weg zu der freien theologischen Richtung, die man seitdem mit dem Namen Rationalismus (Denkgläubigkeit) belegte, und die Heftigkeit, womit Fähige und Unfähige als Verfechter oder Gegner der neuen Weisheit zum Kamps auszogen, gab Zeugniß von dem mächtigen Eindruck, den seine Grund- sätze auf alle Gebildeten hervorgebracht. Zur Verbreitung der neuen Philosophie trug Wie- lands Schwiegersohn, der aus dem Jesuitenorden ausgeschiedene und zum Protestantis- mus übergetretcne Philosoph Reinhold, welcher im „deutschen Merkur" Briefe über die Kant'schc Philosophie veröffentlichte und in Jena vielbesuchte Vorlesungen darüber hielt, nicht wenig bei. — Kant's großer, scharfsinniger Schüler, Fichte, ein muthvoller, rtickue charakterfester Mann von ächt deutscher Gesinnung, nahm einen kühnen Flug, indem er isut von dem Kant'schen Kriticismus zu dem reinen Id eal is m u s überging, in seiner „Wis- senschaftslehre" das Ich als das Erste und Ursprüngliche setzte und in seinem „System der Sittenlehre" Freiheit und Selbstthätigkeit als Ziel des sittlichen Strcbens hinftelltc. — An Fichte's Grundsätze knüpfte sein Jünger und Nachfolger, Schelling, seine, auf einer
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