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1. Bd. 2 - S. 105

1854 - Leipzig : Engelmann
Die neueste Literatur. 105 Prinz Johann von Sachsen, und hochgestellte Staatsmänner, wie der bayerische Staats- minister v. Schenk und der östreichische Freiherr v. Münch - Vellinghausen (Friedrich Halm) u. A. nach dem Dichterlorbeer strebten, durch poetische Werke von loyaler Fär- bung und aristokratischer Haltung jene Freiheitssänger zu verdrängen, blieben ohne Erfolg. Je mehr die Romantiker in aristokratischer Vornehmheit Schillers Werth und Verdienste herabsetzten, desto treuer bewahrte das deutsche Volk ihm und seinen Gesinnungsgenossen ausschließlich seine Zuneigung. An den in Schillers Werken mit Wärme und Begeisterung ausgesprochenen Ideen der Freiheit, Vaterlandsliebe und Menschenwürde hob und stählte sich das Gemüth des Volks, indeß es auf die romantischen Verherrlichungen einer unter- gegangenen Welt, eines entschwundenen Ritterthums, einer unwiederbringlichen Kunst- religion mit Gleichgültigkeit blickte und selbst die künstlerische Vollendung eines Goethe der freisinnigen Gemüthspoesie Schillers nachstellte. König Ludwig von Bayern, geb. 1786. Von ihm drei Bände lyrischer „® edichte" und die in ^udw. v. einem höchst auffallenden deutschen Styl mit griechischer Participialcvnstruction verfaßten „Wal- Bayern, hallagenvssen/' kurze Lebensabrisse berühmter Männer, deren Büsten er in seinem herrlichen Walhallabau unweit Regensburg aufstellen ließ. — Johann Prinz von Sachsen geb. 1801, Bruder Johannv. des regierenden Königs und bei dessen Kinderlosigkeit präsumtiver Thronfolger, einer der gebildetsten a 'en‘ Männer der hohen Aristokratie, befaßte sich vorzugsweise mit italienischer Literatur. Von dem Um- fang und der Tiefe seiner Studien giebtdie von ihm bearbeitete, unter dem Namen Phila- l c t h e s herausgegebene, metrische Uebertraguug der ,,g ö t t l i ch e n K o m ö d i e" D a n t e's mit kri- tischen und historischen Erläuterungen einen schönen Beweis. Seine ältere Schwester Amalie geb. 1794 hat sich in der literarischen Welt (unter dem Namen Amalie Heiter) durch eine Anzahl Lustspiele („der Oheim", „die Fürstenbraut", „der Verlobungsring", „der Pflegevater", u. a. m.) bekannt gemacht. Der König selbst (Friedrich August Ii.) ist als Schriftsteller in der Botanik aufge- treten. — Ed. v. Schenk geb. zu Düsseldorf 1788, trat 1817 zur kathol. Kirche über; um 1828 bayer. Schenk Staatsrath und Minister des Innern, Urheber des strengen Censurgesetzes und eifriger Anhänger des Ultramvntanismus. Unter seinen lyrischen und dramatischen Dichtungen („Henriette v. England"; „Kaiser Ludwigs Traum" ; „Albrechtdürer" ; „Bethulia" u. a. m.) ist sein Trauer- spiel ,<B el i sa r", mit einigen rührenden Zügen aus Sophokles' Oedipus auf Colonvs, über Gebühr gepriesen worden. Seit 1834 gab er das Taschenbuch „Charitas" heraus, worin er seine dichterischen Münch- Erzeugnisse niederlegte. — El. Franz Jos. von Münch-Vellinghausen» bekannt als Dichter unter Belling- dem Namen Fr ie d r i ch H a lin, geb. 1806 zu Krakau. Sein um 1834 zum erstenmal aufgeführtes hausen Drama ,,G r i se l d i s" hatte solchen Erfolg , daß die an dem Stücke gerügten Mängel wenig Be- geb.1806. achtung fanden. Neben der Griseldis erlangte nur noch das romant. Drama „der Sohn der W ildni ß" den Beifall des Publikums, wogegen sowohl seine übrigen Dichtungen als seine Bearbei- tungen einzelner Stücke pon Lope de Vega und Shakespeare unbemerkt blieben. §.104, Borne. Heine. Durch die Julirevolution wurde der Aristokratismus im Staat und in der Literatur aus seiner sichern Ruhe aufgeschreckt und in seinem Besitzthum gefährdet; und wenn es auch der Staatskunst gelang, im öffentlichen Leben die alten Zu- stände und die gewohnten Formen größtentheils zu erhalten oder wieder herzustellcn, in der Literatur blieb der Geist des Liberalismus Sieger; er gewann täglich an Boden und nahm eine mit dem äußern Umfange wachsende Kühnheit und Schärfe an. Bald war die romantische Poesie nur noch eine historische Erinnerung; sie hatte sich nicht um das Volk bekümmert, es geschah ihr daher auch kein Unrecht, als dieses ihr den Rücken zuwandte. Ihre Erscheinung war ein flüchtiger „Blüthenstaub" ohne nachhaltige Wirkung. Desto massenhafter und wirksamer trat dagegen die Literatur der politischen Opposition und des Demokratismus ins Leben; Anfangs mit Mäßigung und Zurückhaltung, nach und nach aber, ermuthigt durch den Beifall des über die Bcamtenherrschaft und den Polizeistaat mißmuthigcn Volks, mit wachsender Kühnheit und destruktiver Heftigkeit, so daß sich der Liberalismus bald durch den Radikalismus überflügelt sah, der, nicht zufrieden mit der politischen Opposition, allmählich alles Bestehende in Kirche und Staat bekämpfte und die gesellschaftliche Ordnung aufzuldsen drohte. Die Vorfcchter dieser zersetzenden und vernich- tenden Literatur waren eine Anzahl talentvoller Männer j ü d isch er Abkunft, welche sich für die Verfolgungen, Kränkungen und Rechtsverkürzungen, denen das israelitische Volk
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