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1. Bd. 2 - S. 115

1854 - Leipzig : Engelmann
Die neueste Literatur. 115 Fanny Lewald eb. 1812. suchte, beweisen eine krankhafte Geistesrichtung und eine überspannte Phantasie, die nothwendig auf Irrwege führen mußte. — Als Bettina's Antipode kann die aristokra- tische Gräfin Jda von Hahn-Hahn gelten, eine durch äußere Widerwärtigkeiten wie Id« durch innere Unruhe und durch den Hang zu einem vagirenden Leben vielfach umhergetrie- bene Dame, die ihre blasirten Ansichten und die Erzeugnisse einer überreizten Phantasie geb.1805 in zahlreichen Romanen und Rcisebeschreibungen der Welt kund gegeben hat. Im Zwiespalt mit sich selbst und mit der Welt suchte sie zuletzt durch den Uebertritt zur katholischen Kirche und durch klösterliche Ascetik den innern Frieden und die Seelenruhe zu erlangen, die ihr bisher fremd geblieben, und verdammte in dem Buche „von Baby- lon nach Jerusalem" ihr früheres Streben und Schaffen als Verirrung. — Geistesver- wandt mit dieser Gräfin, wenn auch in dem Romane „Diogena "als ihre Gegnerin austretend, ist Fan n y Lewald aus Königsberg, eine durch Tendenzromane („Jenny;" „eine Lebensaufgabe"; „Wandlungen" u. a. m.) u. Reiseschilderungen („italienisches Bilderbuch;" „England und Schottland") bekannte, zum Christenthum bekehrte Jüdin. Unruhig und verfahren thcilt sie mit ihren Stammesgenossen Rahel, Börne, Heine die schnelle Auf- fassungsgabe und die gewandte Darstellung, aber auch den skeptischen und friedelosen Geist, der in den von der Kirche, vom Staat und von der Gesellschaft gesetzten Schran- ken nur Hemmnisse der individuellen Freiheit, nur Fesseln des menschlichen Geistes er- blickt. — Von der in den höhern literarisch und künstlerisch gebildeten Kreisen Berlins herrschenden krankhaften Ueberspannung lieferte Charl. Sophie Stieglitz, die geistig reich- begabte Gattin des Dichters Heinrich Stieglitz einen tragischen Beweis. Sie gab Stieglitz sich selbst den Tod, in der Absicht, ihren Gatten durch einen tiefen Schmerz zu größerer ^ 183t‘ Thätigkeit und Kraftentfaltung zu spornen und dadurch sein von Mißmuth und Ver- stimmung gelähmtes poetisches Talent productiver zu machen. Für ihren Gatten hatte dieses erschütternde Ereigniß, diese freiwillige Selbstaufopferung einer starken aber ver- H. Sticg- irrten Seele, nicht die beabsichtigte Wirkung. Er führte von dem an ein unstetes isos — Wanderleben, bis er sich zuletzt in Venedig nicderließ, wo er auch starb, und was er seitdem ge- 1851- dichtet („Gruß an Berlin, ein Zukunsttraum u. A.) steht dem Frühern („Bilder des Ori- ents"; „Stimmen der Zeit in Liedern" u. A. m.) an Werth nach. — In der Roman- literatur haben viele Frauen bald durch Uebersetzungen und Nachahmungen, bald durch 1843. Originalwerke nach Ruhm und Unsterblichkeit gestrebt; aber unter den vielen Namen, die T Scho- ieder Meßkatalog zu Tage förderte, sind außer der einer frühern Zeit angehörenden Wie- i706 — nerin Karoline Pichler und Johanna Schopenhauer nur noch die durch mehrere ^1838- geschichtliche Romane („Godwie Castle", „Thomas Thyrnau" u. a.) bekannte Auguste von Paalzow, Klingers Freundin Fanny Tarnow (Natalie), die mit Levin Schücking ^aimy^ vermählte Luise v. Gail durch ihre Fraucnnovellen und die schwedische Schriftstellerin Friederike Bremer, deren auch ins Deutsche übersetzte Romane („die Nachbarn", „das Fr.bre- Haus" u. a.) das schwedischefamilienleben nach den verschiedensten Seiten mit Wahrheit dar- stellen, zu einiger Berühmtheit gelangt. Eine ähnliche Richtung wie Friedr. Bremer nahm auch Henriette Wilhelmine Hanke, die Verfasserin mehrer gutgemeinter, häuslichen Sinn und fromme Sitte erweckender aber ohne hervorragendes Talent geschriebener Ro- mane. Die früher gepriesene, nunmehr vergessene Hclmina v. Chezy, eine Enkelin Hclmina der Karschinn (Anh. §. 69.), gehört der Zeit und der Richtung der Romantiker an. — Als lyrische Dichterinnen haben sich bekannt gemacht Adelh. v. Stoltersoth durch' ihre „rheinische Lieder und Sagen"; Luise v. Plönnies aus Hessen, mehr durch kunstvolle Uebersetzungen französischer und englischer Dichter als durch eigene Gedichte, die Oestreicherin B etty Paoli u.a. m. In der dramatischen Poesie erlangte Charlotte B irch-Pseifser einigen Ruf, hauptsächlich darum, weil sie jeden beliebigen Stoff in eine bühnengerechte Form einzukleiden versteht. Ihre Werke, ohne Liefern Gehalt, haben keinen andern Werth, als daß sie gleich den Kotzebue'schen sich leicht aussühren lassen. 8*
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