1. Bd. 2
- S. 125
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die neueste Literatur.
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Verflechtung aller Natur- und Geschichtserscheinungen mit dem gesammten Weltenleben
zuerst in den weitesten Kreisen zur feststehenden Ueberzeugung gemacht." Der ältere
Bruder Wilhelm v. Humboldt, gleich ausgezeichnet als Staatsmann, Aesthetiker
und Sprachkenner, ist schon im Jahr 1835 heimgegangen. Unter den vielen berühmten
Namen, die noch jetzt die preußische Hauptstadt zieren, sind vor Allen die Brüder
Grimm, die Geschichtschreiber Raumer, Ranke, Pertz, und der unlängst Heim-
gegangene fromme Kirchenhistoriker Neander zu nennen. Lachmann, unter den
deutschen Philologen und Germanisten in der vordersten Reihe hat nach seinem Tode
(1851) in Moriz Haupt einen würdigen Nachfolger erhalten. Im Schulwesen hat
Director Diestcrw eg in Pestalozzi's Geist lange eine bedeutende Wirksamkeit auf
den ganzen deutschen Lehrerstand geübt. Die von Goethe verspotteten „Musen und
Grazien in der Mark" hat Niendorf durch seine „Hegler Mühle, ein Cyklus mär-
kischer Gedichte" zu Ehren gebracht. — In Freiburg an der Unstrut verbrachte
„der alte Vater Jahn," der Schöpfer der Turnkunst und Verfasser des „deutschest
Volksthum", die Jahre der reactionären Ungnade, bis ihn im Jahr 1848 der Dank
des deutschen Volks in die Frankfurter Nationalversammlung sandte. Er starb am
15. Oktober 1852.
li) Hannover. Auch Hannover mit der weltberühmten Universität Göttin- Han-
gen, der Geburtsstätte des Hainbundes (Anh. 8. 87.) ist nicht ohne Pflege der "En
schönen Literatur und Kunst geblieben. Der begabte, durch den frühen Tod seiner Ge-
liebten in Schwermuth versunkene Erneuerer der romantischen Heldendich-
tung, Ernst Schulze (1789—1817), der Verfasser der durch Zartheit der Form
und klangvolle Sprache ausgezeichneten aber an elegischer Eintönigkeit leidenden epi-
schen Erzählung „Cäcilie" in 20 Gesängen und des romantischen Gedichts „die
bezauberte Rose" in drei Gesängen, so wie vieler lyrischen Gedichte in weichen,
sanften Klagetönen, war in Celle geboren, wo er auch in der Blüthe der Jahre starb;
in der Hauptstadt des Landes dichtete Spitta seine Lieder voll religiöser Gemüthlich-
keit („Psalter und Harfe") und der Dichter Eckermann, Goethe's Gesellschafter im
Alter (A. §. 102,), gehört seiner Geburt nach Hannover an. — In Braunschweig Brcnm-
dichtete Rob. Griepenkerl seine Revolutionsdramen „Robespierre" und „die Giron-
disten", die eine Zeitlang unverdienten Beifall erregten. Aus Bückeburg stammt Victor
Strauß, lyrischer und epischer Dichter („Richard") und der Waldeck'sche Flecken Waldeck.
Korb ach ist der Geburtsort Karl Jos. Ritters von Bunsen (geb. >791), der lange
als Niebuhrs Nachfolger in Rom der Mittelpunkt der archäologischen und antiquarischen
Studien und Forschungen gewesen und nun als preußischer Gesandter in London durch
gründliche Werke aus dem Gebiete der Alterthumskunde (über Aegypten) und der
Kirchcngeschichte (Hippolyt) die deutsche Wissenschaft im Auslande würdig vertritt.
i) Unter den Hansestä dten war von jeher Hamburg wie durch Handel, Hanse-
Betriebsamkeit und Reichthum, so durch literarische Thätigkeit hervorragend. Von den Hamburg.
Tagenklopstocks, Reimarus' und Lessings bis aus die Gegenwart, wo der Historiker La p-
penberg („Geschichte von England"), der Publicift Wurm u. A. daselbst wirken, war
in Hamburg ein reges, wissenschaftliches Treiben, dem die Entfernung Gutzkow's, der
dort den „T e l eg raphe n"redigirre, wenig Abbruch that. Joh. Gottw. Müller (1744—
1828), der Verfasser des komischen Romans „Siegfried von Lindenberg" war der Geburt
nach ein Hamburger; doch hat die Stadt ihre bedeutendsten literarischen Kräfte aus der
Ferne gezogen. — In Bremen wirkte Fr. Ad.krummacher(1768—1845), der Ver- Bremen,
fasser der lieblichen Parabeln, als Prediger; und unter dem Einfluß des staatsklugen
Bürgermeisters Smidt und des jüngst verstorbenen Historikers und Publicisten Hor-
mayr (Lehrb. §. 701,), der lange Jahre als bayerischer Minister-resident daselbst lebte, hat die
Stadt in neuester Zeit eine bedeutende journalistische Wirksamkeit geübt. Die gelehrte