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1. Bd. 2 - S. 126

1854 - Leipzig : Engelmann
126 Die neueste Literatur. Schule Bremens erfreute sich unter der Leitung des nunmehr verstorbenen Philologen und Lübeck. Aesthetikers Wilh. Ernst Weber eines guten Rufes. — Lübeck, einst die stolze Be- herrscherin der Ostsee, zeigte von jeher mehr Sinn für das praktische Leben, für Handel, Verkehr und Seewesen, und für tüchtige Rechtspflege als für die stille Seelenthätigkeit und die Freuden der Muse. Der im Gebiete der Kunst, des Geschmacks und der Reiseliteratur berühmte v. Rum oh r (f 1834; „deutsche Denkwürdigkeiten"), so wie der Dichter Em. Geibel (Anh. §.106.) und der als Dichter und Publicift bekannte Georg Phil. Schmidt (-f 1849) sind daselbst geboren. Olden- k) Oldenburg und Mecklenburg. Auch Oldenburg, Geburtsort des ro- 6ur3‘ mantisirenden Geschichtschreibers K. A. Weltmann (1770—1817), wo unter der Leitung des Dramatikers Jul. Mosen ein gutes Theater besteht, ist vom wissenschaft- lichen Verkehr nicht ausgeschlossen. Ad. Stahr, Karl Mayer und Greverus, wovon jene Italien, dieser Griechenland bereist und beschrieben haben, sind oder waren in Oldenburg angcstellt. — Im fernen Petersburg lebte unter dürftigen Umständen Elisabeth Kulmann (1808—1825), die sprachgewandte Dichterin und Uebersetzerin, deren zahlreiche lyrische Gedichte als merkwürdiges Denkmal einer früh- reifen poetischen Naturanlage und eines sinnigen jugendlichen Gemüthes dastehen. — Mecklen- Wismar in Mecklenburg ist Dahlmanns Geburtsort; aber die historische und ^Pom-^ politische Wirksamkeit dieses thatkrästigen Mannes in Kiel, Gbttingen und Bonn ge- mcrn. hört dem ganzen Vaterlande an. In der Nähe von Stralsund verbrachte der als Dichter und Jugendschriftsteller bekannte Karl Lappe, Kosegartens Freund und Landsmann, den größten Theil seines stillen Lebens. Die Universitäten Rostock (in Mecklenburg) und Greifswalde (in Pommern) sind die Pfleger deutscher Bildung und Literatur an den fernen Ufern der Ostsee. Eine auffallende Erscheinung in dem verständigen und nüchternen Norden ist der dem Katholicismus geneigte protestantische Pfarrer Meinhold (1797—1851), Verfasser mehrerer epischer und lyrischer Gedichte, humo- ristischer Reisebilder und des wunderlichen Romans „die Bernsteinhexe," und abergläubi- scher Verfechter der „Lüning'schen Weissagungen." Schlcs- 1) Schleswig-Holstein, für seinen deutschen Patriotismus von Dänemark so wig-Hol- hart behandelt, hat mit der deutschen Gesinnung auch die deutsche Bildung sich erhalten. uu' Die lebensfrische Universität Kiel, wo der als Geschichtschreiber und Uebersetzer grie- chischer Klassiker bekannte Prof. Droysen und viele andere Männer von deutscher Gesinnung und Wissenschaft seit Jahren wirksam waren, bewahrte lange den alten Ruhm, bis dänischer Grimm und dänische Rach- und Verfolgungssucht auch in die Räume der Wissenschaft eindrang, wie sie schon vorher in Schule und Kirche gedrun- gen. — Der Dramatiker Friedr. Hebbel aus Ditmarschen (Anh. §. 106.) hat sich nach einigen Wanderjahren im Auslande, wozu ihm der König von Dänemark ein Rcise- stipendium ertheilte, dauernd in Wien niedergelassen. Eben so hat Aug. Binzer, einst ein Vorkämpfer burschenschaftlicher Bestrebungen durch Lied und Wort, später Mitarbeiter an der Allg. Zeitung und in Gemeinschaft mit seiner Gemahlin als Novcllcnschriftsteller thätig, sein Schleswig-Holsteinisches Vaterland mit dem östreichischcn Kaiserstaat vertauscht. Hessen. m) Hessen. In Kurhessen, wo eine freiheitgesährdcnde Regierung und ein ei- gennütziges Herrscherhaus den geistigen Interessen keine Aufmunterung gab, vermochten einige strebsame Schulmänner wie Gräfe, K. Fr. Weber u. A. in Kassel und der frühere Gymnasialdircktor und strengkirchliche Literarhistoriker A. F. C. Vilmar in Marburg (vor seiner sophistisch-reactionären Thä'tigkeit im Dienste Hassenpflug's), so wie der Geschichtsforscher Rommel und einige Professoren der Universität Marburg die künstlerische und literarische Oede nur dürftig zu befruchten. Der Romanschriftsteller Heinr. König („die hohe Braut", „die Waldenser", „die Clubisten in Mainz" u. a.) ist, seitdem Dingelstedt aus Fulda weggezogen, einer der wenigen Pfleger belle-
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