1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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I. §. 4. Die Sündfluth (2300 v. Ehr.).
Wandels, und um alles Harte, das die gottlosen Sünder wider ihn
geredet haben. (Juda 14. 15.)
Die biblischen Geschichten, welche jedes Christenkinv von Jugend
auf kennt, dürfen wir hier zwar nicht weiter erörtern, aber erinnern
wollen wir doch an die erbarmungsvolle Hirtentreue Gottes, die auch
dem glaubenslosen Kain noch nachgeht, und ihn bewahren möchte vor
dem Verderben, in das er sich stürzen will, ja die auch in der auferleg-
ten Strafe noch ein Mittel der Umkehr und der Rettung bietet. Dar-
nach aber hüllt sich die göttliche Majestät in ein heiliges zweitausenv-
jähriges Schweigen. Nachdem sie iin Paradiese und noch vor den
Pforten des Paradieses in ununterbrochenem vertraulichen Verkehr mit
den Menschenkindern gestanden hat, zieht sich der Herr nun wie hinter
den Vorhang zurück, und nur der Glaube, eines Henoch's Glaube, fin-
det ihn noch hinter dem Vorhänge aus, und wandelt vor ihm, und
predigt von ihm, wie manche aus Seth's Familie von ihm von Alters
her gepredigt hatten; und ein Lamech, Noah's Vater, sehnt sich nach
ihm, und gedenkt noch im Glauben der alten Verheißung von dem
rettenden Weibesfamen, und spricht, da ihm Noah geboren wird, in
voreilender Glaubenshoffnüng: „der wird uns trösten in unserer Mühe
und Arbeit auf der Erde, die der Herr verflucht hat." Da plötzlich,
am Ende dieser fast zweitausend Jahre, tritt der Herr wieder hervor
aus seiner Verhüllung und offenbart seine Gedanken und Rathschlüsse
dem Noah und redet mit ihm. Und was ist nun sein Beschluß?'Ich
will die Menschen vertilgen.
§. 4. Die Sündfluth (2300 v. Chr.).
Die Sündfluth (richtiger Sintfluth, große, gewaltige Fluth)
machte dem Menschengeschlecht der Urwelt ein jähes Ende. Als durch
freventliche Vermischung der Söhne Gottes mit den Weibern der
Menschen (1 Mos. 6, 1) das Verderben ein ganz allgemeines und
unrettbares geworden war, als die Menschen sich nicht mehr richten
und strafen lassen wollten durch den Geist Gottes, sondern trotzig sich
jeder göttlichen Warnung verschlossen und die Stimme ihres Gewis-
sens verachteten, da gab Gott noch eine letzte Gnadenfrist und stellete
den Noah auf als einen Prediger des kommenden Strafgerichts.
Sein Archenbau war eine unaufhörliche verkörperte und leibhaftige
Predigt des heranrückcnden Verderbens. Aber die ganze Welt ging
nach wie vor mit Essen und Trinken, Freien und Freienlassen unbe-
kümmert weiter auf dem Wege ihres Frevels und ihres Uebermuths
und verachtete den Herrn im Himmel. Da kam die Fluth und nahm
sie alle hinweg, und mit ihnen alle ihre Werke, so daß auch die
letzte Spur des rebellischen Geschlechtes vertilgt wurde.
Alle alten Völker wissen zu erzählen von der großen Fluth, und
in allen Gegenden der Erde finden sich Beweise von dieser letzten