1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Ii. §. 2. Die Erwählung Abraham's.
der Gottlosigkeit trat Abgötterei. Aberder verborgene Gott leitete
dennoch mit weisem Erbarmen die Geschicke aller der Völker, die ihn
nicht mehr kannten. Ohne daß sie seine leise waltende Hand spürten,
wußte Er sie durch ihren eignen Unverstand, durch ihre Göttersurcht, durch
ihre selbstgewählten Verfassungen, Gesetze, Obrigkeiten, wie mit Dorn-
gehegen zu umzäunen, und die inwohnende Sünde mit ihren Lüsten
und Begierden einzudämmen, daß sie nicht Alles überfluthe. Glück
und Leid wog er einem jeden Volk mit gerechter Wage zu: er erhielt
sie nicht bloß, er richtete sie auch. Er stattete sie mit allen Gaben aus,
deren die sündige Menschennatur fähig ist, er gab ihnen Gelegenheit,
sie in der reichsten und vollkommensten Weise zu entwickeln, er ließ ihnen
Alles gelingen, was den Anschein hat, als ob es das Menschenherz be-
friedigen könnte: Macht und Pracht, Rcichthum und Kunst, Handel
und Wissenschaft, Kraftthaten und Seelengröße, Schönheit und Stärke.
Er selbst aber stand still wartend daneben, wie ein weiser Vater, der
den reichbegabten Sohn, der sich nicht will halten lassen, hintoben läßt
nach seines Herzens Lust, ihn Alles versuchen läßt, ihm selber Vorschub
leistet, Alles zu beginnen, zu erarbeiten, zu erzielen, was ihm als das
Beste und Erstrebungswürdigste erschien, bis dann endlich (der Vater
wußte es ja vorher) der Sohn auch in des vielerfahrenen Salomo
Klage ausbricht: es ist Alles, Alles eitel — nur Eines nicht: Gottes
Vaterwort und Vatertreue.
8- 2. Die Erwählung Abraham's (2000 v. Ehr-).
Aus der großen Masse der vereinzelten Geschlechter, die Gott
von jetzt an ihre eignen Wege gehen ließ, nahm Er ein einiges
Semitengeschlecht oder vielmehr einen einzelnen Mann heraus,
in dessen Nachkommenschaft sich der Herr eine Stätte seiner Offenba-
rung bereiten wollte, bis auf Christus hin. Jetzt sofort den Heilaud
zu senden für alle Welt, war ja nicht möglich. Wer hätte ihn ver-
standen? wer ihn ausgenommen? wer sein Wort und sein Werk zur
Vollendung gelangen lassen? Erst mußte das Gefäß bereitet sein,
in welches er die Fülle seiner Gnadenschätze niederlegen konnte, auf
daß sie von da aus auch Anderen nach dem Maß ihres erwachenden
Bedürfnisses zu Gute kämen. Erst mußte der neue Boden bereitet
werden, auf welchem der neue Lebensbaum (seitdem der Baum des
Paradieses dahin war) sich entwickeln konnte mit seinen Blättern,
die zur Gesundheit der Heiden, mit seinen Früchten, die zur Erqui-
ckung und zum ewigen Wonnegenuß der Gotteskinder dienen sollten.
Und wie klein und unscheinbar fing dies große Gotteswerk an. Wer
hätte denken sollen, als einer der Söhne Tharah's aus seiner Ver-
ivandtschast und Freundschaft in Mesopotamien sich lostrennte, und
mit ven Seinigen nach Canaan zog, daß damit der erste Grundstein
gelegt würde des himmlischen Reichs, welches Gott auf Erden für