1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Iß n. §. 3. Das Hervortreten der geschichtlichen Völker.
hin verfolgen, aus welchem laut dem Zeuguiß der Schrift es seinen
Ursprung nahm. Nur über Ein Volk, oder vielmehr eine Staaten-
bilvung scheint uns Moses noch einen besondern Ausschluß geben zu
wollen: über die Gründung von Babylon. Babylon war und
blieb die älteste Darstellung des widergöttlichen Reiches auf Erden.
Als sein Gründer tritt Ham's Enkel, der trotzige Nimrod hervor,
der seine Herrschaft über die semitischen Geschlechter am Eufrat und
Tigris ausbreitete und die Anfänge eines Weltreichs bildete, welches
später von hier aus dem Gottesvolk in Canaan Verderben bringen
sollte. Und schon zu Abraham's Zeit geschah etwas der Art. Ein
Nimrod's Sohn und Erbe Kedorlaomer fiel von Babel aus über
die Grenzvölker Canaan's her, und führte auch den Lot, den Zu-
gehörigen des erwählten Samens, mit sich fort. Aber Abraham hat
ihn geschlagen und den Lot befreit, zum Vorzeichen, daß der Glaube
der Sieg ist, der die Welt und alle Vorkämpfer der Welt überwindet;
daß aber Der, welcher den edlen Glaubensgrund schändet durch den
Eintritt in die Lebensgemeinschaft der Gottlosen, und sich theilhaftig
macht ihrer Werke, die doch nur Holz, Heu und Stoppeln sind, am
Ende doch Schaden leiden, und nur mit Noch noch seine Seele retten
wird (1 Cor. 3, 13).
Anmerkung. Ein theurer Gottesmann äußert sich über diese Verhältnisse
also: Die Israeliten heißen die Kinder des Reichs, weil sie von oben ge-
boren sind. Wäre kein Reich vom Himmel von Gott für die Menschheit
bestimmt und bereitet, so hätte es nie ein Volk auf Erden gegeben, das den
Namen des lebendigen Gottes an seiner Stirn, und die Verheißung eines
ewigen Reichs in seinem Schooße trug. Wie kein einziger Mensch seinen
Anfang kennt und von seiner Geburt und den ersten Jahren seines Daseins
ein Bewußtsein hat, so ist es auch mit allen Völkern der Welt. Kein ein-
ziges kennt seinen Anfang. Je weiter die Völker zurückblicken in die Ver-
gangenheit, desto ungewisser wird ihre Geschichte und endlich verliert sic sich
in dunkle Nacht. Nur Israel allein kennt seinen Anfang. Denn es ist
nicht wie die Weltvölker aus dem dunklen Naturgrund, sondern es ist von
oben herab geboren durch ein Wort Gottes, das nur mit vollem Bewußt-
sein konnte ausgenommen werden, und das in ihni die Quelle eines neuen
Lebens wurde. Mit einem Worte Gottes fängt Jsrael's Geschichte an, mit
dem Worte, welches Gott zu Abraham sprach: ich will dein und deiner
Nachkommen Gott sein, und will dich zu einem großen Volke machen und
durch deinen Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
Aus diesem Wort ist Israel geboren, und die ganze Geschichte Jsrael's ist
an dieses Wort geknüpft, und ist von ihm überstrahlt, so daß auch da, wo
alle Wolken der Welt ihre dunklen Schatten über den Weg dieses Volkes
werfen, eg doch nie ganz dunkel hat werden können in seiner wunderbaren
Geschichte. Dieses Wort hat auch dem Volke seinen Charakter ausgeprägt,
so daß es, obgleich es selbst immer zu den Götzen der Well sich hinwendct
und sein will wie die Völker und Reiche von dieser Welt, cs ihnen doch im-
mer als ein anderes Volk und ein anderes Reich gcgenüberstcht. Es ist ihm
durch die Geburt von oben ein göttliches Siegel aufgedrückt, daö keine
Sünde und Wcltdicnst vernichten kann. Auch als Knechte der Sünde, auch
als Kinder der Welt bleiben sie Kinder des Reichs; und zu allen Zeiten
sind sie den Völkern der Erde ein Zeichen und Zeuguiß gewesen von dem
Reich, das nicht von dieser Welt und das doch allein der Menschen Ziel
und Bestimmung ist. Und um diese Kinder des -Reiches dreht sich die ganze
Weltgeschichte. Sic sind immer, auch als Dunkel die Erde deckte und Nacht
die Völker, der leuchtende Stern in dieser Nacht gewesen; ja selbst als sie