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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 75

1859 - Lübeck : Rohden
Vil §. 5. Auflösung des Zehnstämmereichs durch Affur (720 v. Ehr.). 75 in die göttliche Leitung der Weltgeschicke immer von höchster Wichtig- keit. Denn wir ersehen daraus, daß obgleich der Herr diese Heiden- reiche ihre eignen Wege gehen läßt und stch ihren irregeleiteten Augen gänzlich entzogen hat, er doch mit göttlichem Erbarmen über ihre Ent- wickelung wacht. Wo ihr Weg sich allzusehr in Bosheit verkehrt und er genöthigt ist, mit seiner Zornesruthe zuzuschlagen, da kann er es doch nicht über das Herz bringen, sie ungewarnt und unvorbereitet zu überfallen, sondern holt aus dem fernen Gottesvolk, welches ja aller Welt ein Segen sein soll, den faulen widerspenstigen Knecht her- bei, der noch den letzten Warnungsruf muß ergehen lassen. Warum aber will dieser Knecht nicht gehen und die Botschaft ausrichten? Weil er selber nichts lieber gewünscht hätte als die Zerstörung Ninive's. Er will nicht Ursach werden ihrer Rettung und Erhaltung. Denn vor seinem prophetischen Blicke liegt ja schon die jammervolle Zukunft Jsrael's ausgebreitet, und er weiß, daß es seiner Selbständigkeit be- raubt, gefangen und zerstreut werden soll unter die Heidenvölker durch Niemand anders als durch die Könige von Ninive, von Assur (vgl. Jes. 10, 5). Wie merkwürdig aber, daß Ninive wirklich der Stimme des Pro- pheten Gehör giebt, daß der König selbst der Erste ist mit dem Sün- denbekenntniß und der Umkehr „von dem bösen Wege und dem Frevel seiner Hände." Welch eine Macht des Gewissens, welch eine Furcht vor Gott! Man wird unwillkürlich an die Geißlersahrten des Mittel- alters erinnert. Der Herr selbst hält diese Buße der Niniviten den Juden als ein anklagendes Beispiel vor Augen (Luc. Ii, 30. 32). Und wenn wir aufmerken, treffen wir auch im Lauf der folgenden Jahrhunderte in diesem östlichen Weltreich immer einen tiefen Respect vor dem lebendigen Gott und seinen Boten. Da wo die Assyrer z. B. dem König Hiskia Vorhalten, daß sein Gott ihm nicht helfen werde, sagen sie nicht etwa, daß sein Gott nichtig sei, sondern daß das Volk Israel selber ihn verlassen und beleidigt, und daß Gott selber den Assyrern befohlen habe, wider Jerusalem herauf zu ziehen (Jes. 36, 7.10). Wir erkennen schon hier, daß dies mit semitischen Bestandtheilen so stark versetzte Ostreich von ganz anderer Gottesfurcht erfüllt ist, als jenes hamitische Mizraim mit seiner selbsterwahlten Weisheit. Dort hieß es umgekehrt: wer ist der Herr, deß Stimme ich hören müßte, ich weiß nichts von dem Herrn, will auch Israel nicht ziehen lassen (2 Mos. 5, 2). Solcher Ton trotziger Lästerung tritt uns, wenigstens in der ältern Zeit, in Asien nie entgegen. §. 5. Auflösung des Zehnstammereichs durch Assur (720 v. Chr.). Der Zustand der Schwache, in welchen das assyrische Reich durch diese Revolution versetzt war, kann nicht lange gewährt haben. Schon im folgenden Jahrhundert (nach 800) finden wir Medien wieder unter
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