1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
96 Vili. §. 8. Wiederabfall der Könige Babel's von dem lebendigen Gott.
§. 8. Wiederabfall der Könige Babel's von dem lebendi-
gen Gott.
Von dem Tode Nebueadnezar's (561) bis zum Untergang
seineö Geschlechts und der Zerstörung der babylonischen Weltherr-
schaft verflossen noch 23 Jahr. Es war nur eine Gnadenfrist, denn
der Untergang Babylon's war bereits lange zuvor beschlossen. Mochte
auch Israel noch so verschuldet und gottlos gewesen sein, mochte auch
Assur und Babel nach dem. Rath und Willen Gottes das Strafur-
theil an ihnen vollstreckt haben, so war doch Babylon eben so sehr
wie Assur im Uebermuth des eignen Herzens an das Zerstörungs-
werk gegangen. Da mußte der Herr der ganzen Welt zu erkennen
geben, daß nicht die Unwiderstehlichkeit der Sieger, sondern allein der
Rathschluß des Herrn Jerusalem vernichtet habe, und daß die Hand
des Herrn auch jetzt noch nicht verkürzt sei, seinem Volke zu helfen
und Rache zu üben an dessen Feinden. Wie deshalb Assur's Unter-
gang rasch auf Eamaria's Zerstörung gefolgt war, so folgte jetzt
Babel's Untergang rasch auf Jerusalem's Zerstörung. Das hatte
schon 200 Jahr zuvor Jesajas verkündigen müssen (Jes. 47; vgl.
Jes. 13. 14. 21, 9) und hatte dabei alle Weisen und Sternseher in
Babylon herausgefordert, ob sie etwa auch das Schicksal ihres Volkes
und Reiches vorhersehen und sagen könnten? War damals ja doch
noch gar kein Gedanke an die Oberherrschaft Babel's über Assur und
die Zerstörung Jerusalem's durch die Chaldäer. Aber wer Ohren
hatte für des Herrn Wort, der sollte es Alles erfahren, auf daß,
wenn es nun geschehe, er wisse warum und wozu, und was dar-
auf folgen werde. Hundert Jahr schwieg dann, die Weissagung wi-
der Babel. Aber als sie nun dastand in allem ihren Stolz und
allem ihren Geiz, in all ihrer Ueppigkeit und all ihrer Härte gegen
die Besiegten, die große Weltbeherrscherin, da ertönten die Drohungen
der Propheten schärfer, gewaltiger auf's Neue, und bestätigten und
verschärften die alte Verkündigung, die fast vergessen war. Ja noch
mehr: nachdem Jeremias die schwere Last über Babel's Haupt ge-
wälzt hat (Jer. 50 und 51), gebietet er dem Sera ja, alle diese
Worte in Babel selber aus dem Buche vorzulesen, und dann einen
Stein an das Buch zu binden und es in den Eufrat zu werfen, und
zu sprechen: also soll Babel versenkt werden und nicht wieder auf-
kommen. Aber in Babel war kein Erschrecken und Bußethun, wie
zu Jonas Zeiten in Ninive. Auch die heilsamen Eindrücke, welche N e bu-
ca due zar's Edict vielleicht gemacht hatte, waren bei dem großen
Haufen bald wieder verschwunden, und nach dem Bericht aller Heid-