1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
X. §. 9. Weitere Schwächung Griechenlands Sparta's Abnahme. 131
lagen sianden auf schwachen Füßen. Die Unsterblichkeit der Seele
' war ihm mehr nur eine Hoffnung als ein tröstender Glaube. Liebe,
Vertrauen und Dankbarkeit wollte er der Gottheit gezollt wissen; aber
seine Gottheit war ein bloßes Gedankending, denn den wahren Gott
kannte er nicht und die Volksgötter achtete er für bloße Gebilde der
irregeleiteten Phantasie. Deshalb hieß es auch gegen ihn, wie 400
Jahre später gegen den Apostel Paulus aus dem Areopag zu Athen:
es stehet aus, als wollte er neue Götter verkündigen; und er ward
zum Tode verurtheilt. Ein kleiner Kreis von Schülern und Verehrern
pflanzte nicht bloß die Samenkörner göttlicher Wahrheit, die sie in den
sokratischen Unterredungen empfangen hatten, fort, sondern entwickelten
ste zu noch viel größerer Kraft und Klarheit, so daß Plato's und
Aristoteles' philosophische Systeme gar Vielen noch'in späterer Zeit
die Brücke zur reinen christlichen Erkenntniß wurden. Die Masse
aber des Volks, wiewohl durch den traurigen Ausgang des Kampfes
etwas erschreckt und beschämt und von ihrer thörichten Demokratie und
Ochlokratie etwas zurückgcbracht, war doch unfähig und auch unwillig,
in solche philosophische Gedankenreihen einzugehen, und ermangelte der
sittlichen Kraft, um den inwendigen bösen Feind ihres Gemeinwesens
siegreichzu bekämpfen. So erging es ihnen denn, wie S o kra t es ge»
weissagt hatte, nämlich daß nach seinem Tode viel schärfere Ruthen
über sie kommen würden, als sie an ihm gehabt hätten.
9, Weitere Schwächung Griechenlands. Sparta's
Abnahme.
Nach der Demüthigung Athen'ö war Sparta das unbestrittene
Haupt von ganz Griechenland. Aber es war nicht das alte Sparta
mehr. Durch den Krieg selber war es auf Wege geführt worden,
welche seinen heimischen altehrwürdigen Einrichtungen durchaus zu-
wider waren. Es hatte Flotten ausrüsten, Miethstruppen anwerben,
Geldmassen in Umlauf setzen, Gesandtschaften absenden und Bünd-
nisse mit fremden Völkern, sogar mit den Persern abschließen müssen,
und trat jetzt ungescheut die von Athen überkommene Erbschaft an,
nämlich Handelsverkehr und Seeleben, Lurus und Ueppigkeit, Demo-
kratie und Weiberherrschaft, übermüthige Behandlung der Bundesge-
nossen und trotziges Streben nach tyrannischer Alleinherrschaft und
nach Ausbreitung seiner Macht und seines Ruhmes in fremden Län-
dern. Da in Griechenland sich für den Augenblick Alles vor Spar-
ta's Uebermacht beugte, so nahm es zunächst die seit Kimon'ö Tode
ruhenden Kriege gegen Persien wieder auf. Eben schien sich in dem
großen Weltreich eine treffliche Gelegenheit zu kriegerischen Unterneh-
mungen aufzuthun. Gegen den Artarerres Ii. hatte sich sein Bru-
der, der jüngere Cyruö, empört und warb griechische Hülfstruppen
an. Der Spartaner Klearchos begleitete ihn mit 13,000 Mann
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