1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
144 Xi. §. 3. Bezwingung des ganzen Orients.
hinzu. Noch später, da er schon an aller Rettung verzweifelte,
wünschte er selbst, daß wenn es ihm nun einmal bestimmt sei, Reich
und Krone zu verlieren, beides doch an keinen Andern, als an
Alexander fallen möchte. Als dann endlich Darius auf seiner
Flucht, von Verrathern umgeben, in Todesgefahr gerieth und wirklich
von seinen eignen Satrapen erstochen wurde, soll er noch sterbend
dem zu seiner Rettung herbeieilenden Alexander seinen Dank haben
sagen lassen für die ihm und den Seinen erwiesene menschenfreund-
liche Behandlung. In königlicher Weise rächte Alexander den
schändlichen Königsmord, indem er zu gleicher Zeit alle noch übrigen
Länder des Orients durchzog und in seine Gewalt brachte. Denn
bis in die nördlichen und östlichen Länder hinter dem kaspischen Meer
und dem Aralsee verfolgte er unablässig die Mörder, und da er sie
in seine Hände bekam, ließ er sie am Kreuze sterben. Sich selbst
aber benahm er überall als den rechtmäßigen und unbestreitbaren Er-
den des hingemordeten König Sund der gesummten persischen Dynastie.
Die Thaten des wunderbaren Mannes auf diesen Zügen in die
entlegensten Provinzen des eroberten persischen Reiches übertreffen Alles,
was von den herrlichsten Kriegsthaten der berühmtesten Feldherren
alter (vielleicht auch neuerer) Zeit berichtet wird. Fast abgescvnitten
von dem Ausgangs- und Mittelpunkt seiner Macht und Herrschaft,
hinter sich Empörung, vor sich kriegerische Nationen, sehen wir ihn wie
auf Windesflügeln unwegsame Wüsten durcheilen, über unersteigliche
Gebirge hervorbrechen, brückenlose Ströme auf Schläuchen überschreiten,
mit der einen Hand gewaltig die Festungen und die Kriegsmacht der
Feinde niederbrechend, mit der andern ordnend und bauend die weit-
läuftigen Provinzen durch die weisesten Einrichtungen zum Gehorsam
und Wohlstand zurückführen, Städte gründen, Flotten ausrüsten,
Freundschaftsbündnisse mit den Nachbarn schließen und unwiderstehlich
zugleich die Länder und die Herzen erobern. Und als wüchse mit den
Schwierigkeiten seine Kraft, sein Alles wagender Muth, dachte er keinen
Augenblick an Ruhe, an Umkehr, an Stärkung zu weiteren künftigen
Unternehmungen. Rastlos vorwärts, weiter, in’ö Ungenwssene hinein
strebte sein thatendurstiger Geist. Nicht die Ströme des Indus, nicht
die lebendige Mauer der 300 riesigen Elephanten, nicht die wohlge-
ordneten Heere des Inderkönigs Porus mochten ihn von weiterm
Vordringen abhalten. Die reichen herrlichen Gebiete und die Millionen
Indiens schienen bestimmt, sich unter Alex and er's gewaltigem Scepter
in gleichem Gehorsam zu beugen, wie das ganze vordere Asien diesseits
des Indus. Aber eö schien nur so. Hier setzte die höhere Hand des
Allmächtigen dem kühnen Eroberer sein Ziel. Nicht weiter wollten
und konnten seine sonst so willigen und getreuen Griechenschaaren ihm
folgen. Er mußte umkehren. Fern von aller nähern Berührung mit
der orientalischen Cultur des babylonischen und persischen Weltreiche,