1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
208 Xiv. $. 6. Die Zeit der ersten Bürgerkriege.
einigung erstarkten Römern gegenüberstanden. Als aber Sulla
seine Heeresmassen, mit denen er auswärtige Feinde bekämpfen sollte,
im Jahre 88 gegen Rom führte, um den Marius zu bekämpfen,
da war der Bürgerkrieg erklärt. Denn jetzt war es nicht mehr ein
Ringkampf zweier Parteien um bürgerliche Vorzüge, Freiheiten
und Rechte, sondern ein Wettkampf zweier Gewaltmenschen um die
Obermacht. Die Parteinamen (Optimalen und Volk, Adlige und
Bürgerliche, Aristokraten und Demokraten) verloren jetzt alle Bedeu-
tung, es gab nur noch Marianer und Sullaner (sowie später Pom-
pejaner und Cäsarianer u. s. f.). Denn nicht mehr auf dem Wege
des formellen Rechts und der gelegentlichen Gewaltsamkeit wollte der
höher oder niedriger gestellte Römer fortan die Erreichung seiner
Wünsche durchsetzen, sondern durch Unterstützung eines einzelnen Ge-
walthabers, der ihm dann im Fall /eines Sieges reichlicher und mühe-
loser alle Wünsche erfüllen konnte, als wenn er auf dem gewöhnli-
chen Wege durch die Volksgunst sie sich hätte erkämpfen müssen. So
standen nun zwar auf Seiten des Marius vorzugsweise die gemei-
nen Bürger, auf Seiten des Sulla vorzugsweise die Optimalen,
allein keineswegs aus Standesrücksichten, sondern weil sie durch die
Gewalt der Umstände, durch ihre Neigungen und Hoffnungen sich nach
der einen oder andern Seite treiben ließen. Das Kriegsglück entschied
für den Sulla. Wie hätte es auch anders sein können! Sollte
Rom seinen Beruf als Weltherrscherin noch länger erfüllen, so konnte
kein Marius mit seinem Anhang das Staatsruder in Händen be-
halten. Mit Entsetzen und Ekel muß man sich abwenden von dem
wahnsinnigen Treiben dieses Menschen und seiner Gesellen, da er kurz
vor seinem Tode noch einmal wieder emporstieg und Rom mit allen
Schauern thierischer Blutgier erfüllte. Es ist wahr, auch Sulla,
nachdem er die marianische Partei zersprengt, vernichtet hatte, häufte
Blutschuld auf Blutschuld und machte Rom und Italien durch seine
finstere unersättliche Rachgier erzittern. Aber er verwandte die also
wieder erlangte Gewalt zur Befestigung des Staats, zur Wiederher-
stellung der Ordnung und zur Einführung weiser Gesetze, durch welche
wenigstens für die nächste Zeit die Ruhe des Reichs im Innern und
die Kraft nach außen gesichert wurde. Als Mensch steht Sulla
nicht höher als Marius, aber er war ein besserer Staatsmann,
darum behielt er den Sieg.
Es war eine Unvorsichtigkeit von Sulla gewesen, daß er, als er
zum ersten Male im Jahre 88 Rom erstürmte und den Marius ver-
jagte, nicht kräftigere Maßregeln ergriff, um während seiner Abwesen-