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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 208

1859 - Lübeck : Rohden
208 Xiv. $. 6. Die Zeit der ersten Bürgerkriege. einigung erstarkten Römern gegenüberstanden. Als aber Sulla seine Heeresmassen, mit denen er auswärtige Feinde bekämpfen sollte, im Jahre 88 gegen Rom führte, um den Marius zu bekämpfen, da war der Bürgerkrieg erklärt. Denn jetzt war es nicht mehr ein Ringkampf zweier Parteien um bürgerliche Vorzüge, Freiheiten und Rechte, sondern ein Wettkampf zweier Gewaltmenschen um die Obermacht. Die Parteinamen (Optimalen und Volk, Adlige und Bürgerliche, Aristokraten und Demokraten) verloren jetzt alle Bedeu- tung, es gab nur noch Marianer und Sullaner (sowie später Pom- pejaner und Cäsarianer u. s. f.). Denn nicht mehr auf dem Wege des formellen Rechts und der gelegentlichen Gewaltsamkeit wollte der höher oder niedriger gestellte Römer fortan die Erreichung seiner Wünsche durchsetzen, sondern durch Unterstützung eines einzelnen Ge- walthabers, der ihm dann im Fall /eines Sieges reichlicher und mühe- loser alle Wünsche erfüllen konnte, als wenn er auf dem gewöhnli- chen Wege durch die Volksgunst sie sich hätte erkämpfen müssen. So standen nun zwar auf Seiten des Marius vorzugsweise die gemei- nen Bürger, auf Seiten des Sulla vorzugsweise die Optimalen, allein keineswegs aus Standesrücksichten, sondern weil sie durch die Gewalt der Umstände, durch ihre Neigungen und Hoffnungen sich nach der einen oder andern Seite treiben ließen. Das Kriegsglück entschied für den Sulla. Wie hätte es auch anders sein können! Sollte Rom seinen Beruf als Weltherrscherin noch länger erfüllen, so konnte kein Marius mit seinem Anhang das Staatsruder in Händen be- halten. Mit Entsetzen und Ekel muß man sich abwenden von dem wahnsinnigen Treiben dieses Menschen und seiner Gesellen, da er kurz vor seinem Tode noch einmal wieder emporstieg und Rom mit allen Schauern thierischer Blutgier erfüllte. Es ist wahr, auch Sulla, nachdem er die marianische Partei zersprengt, vernichtet hatte, häufte Blutschuld auf Blutschuld und machte Rom und Italien durch seine finstere unersättliche Rachgier erzittern. Aber er verwandte die also wieder erlangte Gewalt zur Befestigung des Staats, zur Wiederher- stellung der Ordnung und zur Einführung weiser Gesetze, durch welche wenigstens für die nächste Zeit die Ruhe des Reichs im Innern und die Kraft nach außen gesichert wurde. Als Mensch steht Sulla nicht höher als Marius, aber er war ein besserer Staatsmann, darum behielt er den Sieg. Es war eine Unvorsichtigkeit von Sulla gewesen, daß er, als er zum ersten Male im Jahre 88 Rom erstürmte und den Marius ver- jagte, nicht kräftigere Maßregeln ergriff, um während seiner Abwesen-
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