1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Xv. §. l. Die Erfüllung der Zeiten.
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Geister fühlten stch geehrt, vvn ihm bemerkt und durch seine Gunstbe-
zeugungen ausgezeichnet zu werden. In dem allgemeinen Frieden
suchte man die friedlichen Beschäftigungen wieder auf. Handel und
Verkehr belebte sich, Schifffahrt und Ackerbau blühten, Wissenschaften
und Künste stiegen, soweit Rom sich daran überhaupt betheiligte, unter
Augustus auf die höchste Stufe. Was wir von römischen Dichtern
und Geschichtsschreibern Bedeutendes haben (Virgil, Horaz, Ovid,
Catull, Tibull, Properz, Nepos, Livius und der Grieche
Diodorus) lebte unter dem Sonnenschein seiner kaiserlichen Gunst.
Die Zeit des Augustus ist das goldene Zeitalter der römischen Lite-
ratur. Da Augustus auch die Sitten nach Kräften zu bessern suchte
und durch Gesetze wenigstens den größten Ausbrüchen der Lasterhaftig-
keit wehrte, so mochte man seine Zeit überhaupt als eine glückliche und
goldene bezeichnen. Denn die Sehnsucht nach der Wiederkehr einer-
goldenen Zeit war allgemein, bei jedem augenblicklichen Aufathmen nach
langer Trübsal meinte man sie gefunden zu haben. Aber wie hätten die
Heiden ahnen können, daß eben jetzt schon mitten unter sie getreten
sei, den sie nicht kannten, der wahrhaftige Bringer der rechten goldenen
Zeit.
Xv. Eintritt des Reiches Christi in das Weltreich.
Motto: Das Leben ist erschienen.
„Ein neues Leben wird in die sterbende Mensch-
heit gesenkt."
§. 1. Die Erfüllung der Zeiten.
„Da die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn." Der
dunkle Vorhang, hinter welchen der lebendige Gott Jahrhunderte lang
zurückgetreten war, zerreißt plötzlich und die Herrlichkeit des Herrn
erscheint in der demüthigen Gestalt eines armen und hülflosen Kindes
mitten in der Finsterniß der gottentfremdeten Welt. Still und ver-
borgen wie der Eintritt des ewigen Heiles selber, waren auch die
Vorbereitungen geschehen. Niemand hatte ihren Sinn und Zweck er-
kannt. Jetzt waren sie vollendet, die Zeit war erfüllt, die ganze
Welt war in dem Zustande, in welchem sie beim Eintritt und Aufbau
des neuen Gottesreiches sein sollte und mußte. Friede, Gehorsam,
Gesetzlichkeit, Ordnung herrschte weit und breit. Mit ehernem Fuße
hatte Rom alle unruhigen Freiheitsstrebungen und kriegerischen Wirren
der vorher in endlosen Kriegen sich befehdenden Völker abgethan. So
weit der Scepter des Augustus reichte, bildeten alle Völker Asiens,
Afrika's und Europa's eine große Familie, einen feftgeschlossenen,
wohlgegliederten Staatskörper. Von Syrien bis nach Spanien, von