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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 311

1859 - Lübeck : Rohden
Xviii. §. 8. Umsturz der Kirche in Syrien und Palästina und des Perserreichs. Z11 len Unterganges ward ihnen zu Theil, sondern ein langsames, Jahr- hunderte dauerndes Hinschmachten und Sterben, aber ein Sterben hoffen wir, dem eine fröhliche Auferstehung folgen wird. Wie ein Waldstrom, der seine Dämme durchbricht, ergoß sich das abgehärtete, kriegerische, an die einfachsten Bedürfnisse gewöhnte und zum höchsten Glaubeuseifer erhitzte arabische Volk nach Norden und nach Nordwesten hin über die erschlafften, in Lurus, Weichlichkeit und Trägheit verkommenen Nachbarstaaten und warf mit unwiderstehlicher Gewalt Alles vor sich nieder, was es in seinem raschen Siegeslauf er- reichen konnte. Denn das war nun als neuer Glaubenssatz zu den früher von M oh amed aufgestellten hinzugekommen, daß die neue Lehre mit der Schärfe des Schwertes allen Völkern müsse aufgezwungen wer den, alle Heiden vertilgt, alle Juden und Christen zu Sklaven gemacht; und der ward der höchsten Himmelsfreuden würdig geachtet, der den Kampf gegen die Feinde des Propheten mitgekämpft, noch mehr, der in solchem Kampf gefallen war. Syrien und Persien wurden zuerst den fanatischen Schaaren zur Beute. Mit den hochheiligen Stätten der uralten Offenbarungen theilte das morsche, durch Blutschulden aller Art befleckte, despotische Heidenreich dasselbe Schicksal. Thronrevolu- tionen, Bürgerkriege, erschöpfende Kämpfe nach außen, grenzenloser Lurus und der hoffärtigste Uebermuth hatten das Sassanidenreich zum Untergang reif geinacht. Die stolze Hauptstadt Madain (Ctesiphon) mit den ungeheuren Schätzen von Kleinodien und edlen Stoffen und Stickereien und Purpur und Gewürzen und herrlichen Gerüchen fiel fast ohne Widerstand in die Hände der Sieger, die Stadt selbst sank in Schutt und Asche, mit ihr die anderen Hauptstädte des Perserreichs. Mit seinen letzten 150,000 Mann ward der letzte Sassanidenfürst von 30,000 Arabern geschlagen und getödtet (642). Das ganze Land ward eine Wüste. Ueber dem Umsturz aller bisherigen Herrlichkeit erhoben sich später wieder neue Städte, Tempel, Paläste, Staatseinrich- tungen, mit fremder Sprache, fremder Sitte, fremder Lehre. An Stelle der persischen Feueranbeter traten die Moslemen, an Stelle des heidnischen Sassanidenreichs trat das mohamedanische Khalifat. So fiel Alles, heidnische Länder und christliche, dem widerchristlichen Ero- berer zur Beute; über Götzentempel und über Christenkirchen erhob sich gleichmäßig der mohamedanische Halbmond, über die Heiden zur völli- gen Vernichtung, über die Christen zu einem schweren, aber heilsamen Strafgericht, also daß, ob auch die Masse zu Grunde ging, doch der Ueberrest erhalten wurde. Denn noch sind edle Reste der alten Chri- stenheit im Orient übrig geblieben: die Nestorianer, die Jakobiten, die Chaldäer, die Armenier, die Maroniten u. a. Zwar lange Zeit schie- nen sie im tiefsten Staub, wie unter Schutt begraben und völlig ver- loren zu sein. Doch jetzt, da ihnen Gottes Hand auf's Neue zu Hülfe kommt, erkennt man, daß sie ihren alten Adel und ihre Lebenskraft nicht ganz verloren haben, ja daß sie wohl noch zu großen Dingen für die Zwecke des Reiches Gottes mitten in der jetzt sie umgebenden Mohamedanerwelt bestimmt sind.
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