1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Xix. §. 5. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche. 331
der Sprengel u. s. w. fortzuführen, wie in England. Seit Radlod's
Tode (719) machte er immer glücklichere Fortschritte, und seine Schü-
ler und Nachfolger Eoban, Gregor von Utrecht, Lebuin, Wil-
lehad, Liudg er vollendeten die Bekehrung auch der nördlichen Theile
Frieslands und ihre Unterwerfung unter die geistliche Herrschaft des
römischen Papstes.
§. 3. Bonifacius, Gründer der deutschen Kirche.
In der sriestschen Mission hatte auch der Mann seine Vorstu-
dien und seine ersten Versuche gemacht, der weit und breit als Apostel
Deutschlands bekannt ist, und dessen Andenken bei der deutschen Na-
tion im Segen bleiben wird für und für: Winfried, oder mit sei-
nem Klosternamen Bonifacius. Ein Angelsachse von Geburt, als
Willibrord's Gehülfe unter den Friesen thätig, hatte auch er von
Anfang an den richtigen Blick dafür, daß, wo nicht bloß einzelne
Seelen zu Christo bekehrt, sondern ein wohlgegliederter kirchlicher
Organismus unter dem Heidenvolke gegründet und aufrecht erhalten
werden solle, solches nicht anders geschehen könne, als durch festen
Anschluß an die römische Kirche und unter der Oberleitung des
römischen Papstes. Deshalb reiste er vor Antritt einer eignen und
selbständigen missionarischen Wirksamkeit nach Rom und verständigte
sich mit dem Papste, wiederholte diese Reise nach Rom auch noch
mehrere Male, so oft es ihm um neue Instructionen oder um Stär-
kung seines Ansehens bei den geistlichen und weltlichen Häuptern des
Frankenreiches zu thun war. Mit den beiden Päpsten Gregor Ii.
(713 bis 731) und Gregor Iii. (731 bis 741) verständigte er sich
sehr leicht und war ihnen treu ergeben in willigem Gehorsam. Denn
sie führten ihr oberhirtliches Amt im Sinn und Geist Gregor's
des Großen. Aber so weit ging seine Unterthänigkeit unter die
päpstliche Oberhoheit doch nicht, daß er ihnen in allen Stücken zu
Willen gewesen wäre, wo er sah, daß ihre Absichten und Anordnun-
gen zum Schaden der Kirche gereichen würden. Darum trat er spä-
ter auch dem Papst Zacharias (741 bis 752) mehrfach entgegen,
als jener darauf ausging, die eben neubegründete deutsche Kirchenein-
heit wieder zu zerreißen durch Vertheilung derselben unter mehrere
kleinere und unkräftige Herrscher. Denn vor allen Dingen auf das
Große und Ganze war das Auge des Bonifacius gerichtet. Nicht
als Missionar in unserm Sinne des Wortes, als Prediger an die
Heiden müssen wir ihn uns denken, sondern als päpstlichen Commissar,
der die zerstückelten Glieder der deutschen Christenheit zu einem wohl-
gefügten Ganzen durch Synoden, Bisthümer, Erzbisthümer verband,