1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Xx. §. 2. Die karolingischen Kaiser.
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unverkennbare Einheit und Verwandtschaft aller Christenvölker auch durch
ein gemeinsames politisches Oberhaupt sichtbar und faßbar dargestellt
zu sehen. Wie das alte Römerreich so kunstvoll und wohlgegliedert
angelegt war, daß es ohne die höchste Spitze, ohne die Person des
Kaisers gar nicht eristiren konnte, so konnte auch die Wiederholung und
Erneuerung der altrömischen Staatsforinen und Gesetze unter den ger-
manischen und romanischen Völkern nicht wohl geschehen, ohne daß
man alsbald gewahr wurde, es fehle noch die nothwendige Spitze, das
Allen gemeinsame Oberhaupt. Nicht als ob dies nun der alleinige Re-
gent sein sollte, der alle Könige und Fürsten überflüssig machte. Das
war er in der letzten Zeit des röinischen Kaiserreichs schon lange nicht
mehr gewesen. Sondern er war das geweihete Oberhaupt sämmtli-
cher Könige und Regenten gewesen, derjenige, von welchem alle Herr-
scher ihre Herrschergewalt empfingen, der ihre Streitigkeiten schlichtete
und sie zu einem großen Bunde, zu einem Ganzen vereinigte. So
hatte schon Theodor ich, der Ostgothenkönig, als kein römischer Kai-
ser mehr da war, sich wieder an die Spitze aller germanischen Könige
im zertrümmerten Römerreich zu stellen versucht. Aber sein arianisches
Reich und Volk war bald zerfallen und weggewischt. Etwas Aehnliches
hatte Chlodwig, der Franke, angestrebt. Aber sein unwürdiges
Geschlecht war im vernichtenden Bruderkrieg durch Mord und Lüge zu
Grunde gegangen. Erst das neue kräftig emporstrebende karolin-
gische Königshaus gelangte an das lang erstrebte Ziel. Karl der
Große war der Schutzherr der Kirche, war das Oberhaupt aller Kö-
nige der Christenheit, war römischer Kaiser geworden.
§. 2. Die karolingischen Kaiser.
Aber das Scepter, welches der große Karl mit klarem Blick
und fester Hand erfaßt hatte, vermochten die schwachen Hände seiner
Nachfolger nicht zu halten. Was der Vater errungen und mit ma-
jestätischer Kraft und Sicherheit behauptet, ließ der Sohn in Staub
und Unehre verkommen. Statt als mächtiger Schutzherr der Kirche
ihre äußeren Geschicke sammt denen des Staats nach seinem Willen zu
regeln, wie es Karl gethan, zeigte sich Ludwig der Fromme als
willenloser Diener der Geistlichkeit, luchte den Schutz und die Hülfe der
Kirche in den Bedrängnissen, die er selbst sich bereitet (S. 348 f.). Noch
mehr: anstatt die Einheit seines Reiches zu wahren, welches fast die ganze
damalige Christenheit umfaßte, gab er selbst den Anstoß zur schnellen
Zersplitterung durch voreilige und ungerechte Theilung der Länder
unter seine Söhne. Daher denn die unseligen langwierigen Kriege
der Söhne gegen den Vater, daher nach seinem Tode der Krieg der
Söhne unter einander, daher die Schwächung ihrer Macht, die Auf-
lösung des Reichs, die gänzliche Verdunkelung der kaiserlichen Würde.
Lothar, der älteste Sohn Ludwig 's d es Frommen, hatte die Kai-