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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 363

1859 - Lübeck : Rohden
Xx. §. 2. Die karolingischen Kaiser. 363 unverkennbare Einheit und Verwandtschaft aller Christenvölker auch durch ein gemeinsames politisches Oberhaupt sichtbar und faßbar dargestellt zu sehen. Wie das alte Römerreich so kunstvoll und wohlgegliedert angelegt war, daß es ohne die höchste Spitze, ohne die Person des Kaisers gar nicht eristiren konnte, so konnte auch die Wiederholung und Erneuerung der altrömischen Staatsforinen und Gesetze unter den ger- manischen und romanischen Völkern nicht wohl geschehen, ohne daß man alsbald gewahr wurde, es fehle noch die nothwendige Spitze, das Allen gemeinsame Oberhaupt. Nicht als ob dies nun der alleinige Re- gent sein sollte, der alle Könige und Fürsten überflüssig machte. Das war er in der letzten Zeit des röinischen Kaiserreichs schon lange nicht mehr gewesen. Sondern er war das geweihete Oberhaupt sämmtli- cher Könige und Regenten gewesen, derjenige, von welchem alle Herr- scher ihre Herrschergewalt empfingen, der ihre Streitigkeiten schlichtete und sie zu einem großen Bunde, zu einem Ganzen vereinigte. So hatte schon Theodor ich, der Ostgothenkönig, als kein römischer Kai- ser mehr da war, sich wieder an die Spitze aller germanischen Könige im zertrümmerten Römerreich zu stellen versucht. Aber sein arianisches Reich und Volk war bald zerfallen und weggewischt. Etwas Aehnliches hatte Chlodwig, der Franke, angestrebt. Aber sein unwürdiges Geschlecht war im vernichtenden Bruderkrieg durch Mord und Lüge zu Grunde gegangen. Erst das neue kräftig emporstrebende karolin- gische Königshaus gelangte an das lang erstrebte Ziel. Karl der Große war der Schutzherr der Kirche, war das Oberhaupt aller Kö- nige der Christenheit, war römischer Kaiser geworden. §. 2. Die karolingischen Kaiser. Aber das Scepter, welches der große Karl mit klarem Blick und fester Hand erfaßt hatte, vermochten die schwachen Hände seiner Nachfolger nicht zu halten. Was der Vater errungen und mit ma- jestätischer Kraft und Sicherheit behauptet, ließ der Sohn in Staub und Unehre verkommen. Statt als mächtiger Schutzherr der Kirche ihre äußeren Geschicke sammt denen des Staats nach seinem Willen zu regeln, wie es Karl gethan, zeigte sich Ludwig der Fromme als willenloser Diener der Geistlichkeit, luchte den Schutz und die Hülfe der Kirche in den Bedrängnissen, die er selbst sich bereitet (S. 348 f.). Noch mehr: anstatt die Einheit seines Reiches zu wahren, welches fast die ganze damalige Christenheit umfaßte, gab er selbst den Anstoß zur schnellen Zersplitterung durch voreilige und ungerechte Theilung der Länder unter seine Söhne. Daher denn die unseligen langwierigen Kriege der Söhne gegen den Vater, daher nach seinem Tode der Krieg der Söhne unter einander, daher die Schwächung ihrer Macht, die Auf- lösung des Reichs, die gänzliche Verdunkelung der kaiserlichen Würde. Lothar, der älteste Sohn Ludwig 's d es Frommen, hatte die Kai-
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