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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 382

1859 - Lübeck : Rohden
382 H §• 9. Uebergang des Kaiserthums vvn dem sächsischen Hause re. lichkeit in den Bisthümern und Klöstern immer ausgedehntere Be- fugnisse und herrschaftliche Rechte zugestand. Die deutschen Bischöfe waren seine Minister, seine Feldherren und seine Unterhändler und Ge- sandten, sie bildeten seine Kanzlei und seinen Staatsrath, ihnen ver- traute er am liebsten die Verwaltung der deutschen Territorien an. Fast kein Abt oder Bischof war da, der nicht ein bedeutendes Landge- biet besessen und es als Graf oder mit herzoglichen Rechten zu verwalten gehabt hätte. Auf die Anhänglichkeit der Geistlichen suchte Heinrich die Sicherheit und Macht seines Thrones zu gründen. Sein Nach- folger Konrad Ii. dagegen wählte ein anderes Mittel. Er begün- stigte die damals besonders im südlichen Deutschland aufblühen- den Städte, er suchte die Reichsdienstmannen und die freien Leute wieder mehr in das Interesse des Königs zu ziehen, er hob den niedern Adel, die kleineren Lehensträger, absichtlich empor gegen die großen Herzöge und Markgrafen, deren Zahl und Macht er möglichst zu verringern suchte. Und wirklich schienen diese Maßregeln für den Augenblick einen guten Erfolg zu haben. Denn unter Konrad Ii. (1024—1039), dem ersten fränkischen Kaiser, der aus der freien Wahl des deutschen Volkes hervorging, hob sich die königliche Macht in Deutschland wieder zusehends, sowohl im Innern als nach außen. Zwar die Mark Schleswig ging für immer an den Dänenkönig ver- loren. Aber das Wendenland und Polen mußte die deutsche Ober- hoheit wieder anerkennen. Vor allen Dingen: das burgundische Reich wird theils durch Waffengewalt, theils durch Erbschaft mit Deutschland vereinigt. Auch in Italien war der deutsche Einfluß wieder im Zunehmen begriffen, wiewohl noch viel fehlte, daß der Kai- ser sich als Herr des Landes betrachten, sich als Schirmvogt des Papstes und der gesammten Kirche hätte beweisen können. Oder vielmehr hätte beweisen wollen. Denn dem fränkischen Kaiserhause fehlte der kirchliche Sinn. Obwohl sich dem Kaiser Konrad persön- liche Frömmigkeit nicht absprechen läßt, so hatte er doch nicht das mindeste Verständniß noch Interesse für kirchliche Dinge. Nur wie weit die Bischöfe und Siebte seinem hochstrebenden Herrsschergelüst dienten, waren sie ihm werth und wichtig. Uebrigens bekümmerte er sich we- der um die Reformation im Innern (die Heinrich Ii. anzubahnen suchte), noch um die Mission nach außen. Ungestört durften die wen- dischen Vasallen ihre heidnischen Götzenbilder vor dem kaiserlichen Heere einhertragen und alle Bitten und Gegenvorstellungen der geärgerten Ehristen ließen den Kaiser unbewegt. Ungescheut knechtete er selbst die Kirche und ihre Diener wie und wo er nur konnte, ohne zu ahnen,
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