1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
440 Xxii. §. 5. Erstes Hervortreten Frankreichs zur Demüthigung k.
Denn was den drei Waldstädten schließlich doch gelungen war, das
suchten stch bald auch die benachbarten Landschaften zu Nutze zu machen.
Nach einander traten Luzern, Glarus, Zürich, Zug, Bern der fester be-
gründeten Eidgenossenschaft bei, entzogen sich ebenfalls der Vogtei der
Habsburger und ihrer anderweitigen Oberherren und bildeten so den
festen Kern, an den sich in der Folgezeit nach und nach auch die übri-
gen schweizerischen Cantone ansetzten, bis zu der Ausdehnung, welche
die Schweiz im Ganzen bewahrt hat. Die habsburgischen Fürsten ha-
den es zwar nicht an Versuchen fehlen lassen, ihren Besitz und ihren
Einfluß in diesen Gegenden wieder herzustellen, aber mit schlechtem Er-
folg. Nach Albrecht's Tode, dem 1308 durch Mörderhand sein
Frevel wider seinen Vorgänger Adolf auf den Kopf vergolten war,
hatte der Habsburger Herzog Leopold von Oestrcich mit anderen
schweizer Grafen und Herren, die ähnliche Verluste erlitten hatten
oder befürchteten, sich gegen die freiheitstrotzigen Eidgenossen verbun-
den. Aber mit schlechtem Erfolg. Die habsburgische Macht blieb in
der Schweiz für immer geschwächt und ging mit der Zeit völlig zu
Grunde. So oft es auch die Nachkommen Albrecht's versuchten,
den verlorenen Einfluß wiederzugewinnen, die Abtrünnigen zu strafen
und ihre Besitzungen zu erweitern, sie hatten jedes Mal nur neuen
Verlust und Schaden davon. Die Schlacht bei Morgarten (1315) und
später bei Sempach (1386) brachten Oestreichs Fahnen keine Ehre
und stählten die Kraft und Zuversicht der schweizer Eidgenossen, daß
sie auch den schwersten Kämpfen nicht mehr aus dem Wege gingen, sie
selbst draußen aufsuchten als Söldner fremder Fürsten, und leider auf
ihre eigne Stärke vertrauend sich allmälig ganz vom deutschen Reichs-
verband loslösten.
§. 5. Erstes Hervortreten Frankreichs zur Demüthigung
'des Papstthums.
Auch bei den Päpsten kam der Hochmuth vor dem Fall. Alles,
was frühere mächtigere Päpste von Anmaßung und herrischem Ueber-
muth gezeigt haben mochten, war doch für Nichts zu achten gegen den
unerträglichen Dünkel und die Alles überschreitende Anmaßlichkeit
Bonifacius' Viii. (1294—1303). Er behandelte die angesehen-
sten Herrscher als Schulknaben, erklärte Jeden für einen Ketzer, der es
wagen würde, daran zu zweifeln, daß dem Papste alle weltliche Ge-
walt eben so wohl zustände wie die geistliche, und meinte in seinem
thörichten Unverstand, daß auch jetzt noch wie ehemals alle Fürsten
vor seinen Bullen und Bannflüchen sich entsetzen und gehorsamlich
seinem Willen sich unterwerfen würden. Aber die Zeit war eine an-
dere geworden. Zwar nicht überall würden die päpstlichen Anmaßun-
gen auf offenen Widerstand gestoßen sein, auch in Deutschland nicht.
Die Gewohnheit alter Treue und Gehorsams war dort noch zu mach-