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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 453

1859 - Lübeck : Rohden
Xxii. §. 9. Gleichzei'ticje Schwächung Frankreichs und des Papstthums. auf dem Thron von Frankreich gefolgt war, selber gefangen und nach London geführt. Neben diesem verheerenden Krieg ward das Land noch von furchtbaren inneren Kämpfen zerrissen durch den damals schon beginnenden Widerstreit der von den letzten Königen bevorzugten Städter und des Landvolks gegen den Adel und oft auch gegen den König selbst. Zwar gelang es der Weisheit des nun folgenden Kö- nigs Karl V. (1364—80), die Parteien niederzuhalten und durch kluge Benutzung der Umstände das französische Gebiet fast ganz wie- der von den Engländern zu reinigen. Allein kaum hatte er die Augen geschlossen, so begann der wüthende Parteienkampf, dazu die Fehde einzelner Großen unter einander, das Zerwürsniß zwischen dem Hause Burgund und Orleans und endlich auch der englische Krieg auf's Neue. Wiederum erlitt die französische Ritterschaft eine mörde- rische Niederlage in der Schlacht bei Azincourt 1415. Mehr als 8000 Edelleute sollen da geblieben sein. Der englische König Hein- rich V. zog triumphirend und freudig empfangen als König von Frankreich in Paris ein, während der französische König Karl Vi. krank und wahnsinnig mit den elenden Resten des Heeres hinter die Loire zurückwich. Berrath, Bürgerkrieg, Mord und blutige Greuel aller Art hörten während dessen im französischen Volk nicht auf, we- der unter den Prinzen und Adligen, noch unter den Städtern und Bauern. Es schien sich Alles aufzulösen und Frankreich seinem Un- tergang entgegenzugehen, da (1429) trat jene wunderbare Erscheinung hervor, das für seinen König und Vaterland begeisterte Mädchen aus dem Volke, die Jeanne d'arc, gewöhnlich Jungfrau von Or- leans genannt, die, von einer himmlischen Aufforderung wie sie meinte getrieben, die zersprengten und muthlosen Sckaaren der Franzosen wieder zum Siege führte, neues Vertrauen, neue Gottesfurcht, neue Sittenzucht, neue Liebe zum Könige (es war damals Karl Vh., 1422—61) bei ihren Landsleuten zu erwecken suchte, und wirklich die Befreiung Frankreichs von den Engländern begann, die dann in wei- teren langwierigen Kämpfen (bis 1453) vollendet wurde. So war also Frankreich lange Zeit gelähmt und unfähig gemacht, in die An- gelegenheiten der Nachbarstaaten einzugreifen. Kaum hatte es begon- nen, seiner innersten Natur folgend, fremde Fürsten und Völker zu vergewaltigen, so bekam es selber zu schmecken, was es heißt, unter dem Joch eines fremden Volkes zu liegen. Kaum hatte es begon- nen, das Christenthum als eine Nebensache in der Staatsregierung bei Seite zu thun, die alten heiligen Stützen der Lehensherrschaft zu zerbrechen und die unreife Volksmasse zu vorschneller Mündigkeit zu
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