1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Xxiii. §. 3. Der erste Kamps gegen Papst und Kaiser. 483
§. 3. Der erste Kampf gegen Papst und Kaiser.
So stark war der Schlag, den Luther gegen das riesige Gewölbe
der katholischen Kirchenlehre gethan, daß der ganze gewaltige Bau in
seinen Grundfesten erzitterte und aus allen Oeffnungen die Wächter
hervorlugten, wer das gethan, und heftig zu schelten anhuben. Da
eiferten im Chor Wimpina in Frankfurt, Hoog st raten in Köln,
vn. Eck in Ingolstadt, vor Allen Tez el selbst, der Ablaßkrämer, und
auch von Rom her ließ sich bereits eine gelehrte Stimme vernehmen,
der Dominicaner Silvester Prierio, und schrieb eine Widerlegung
der lutherischen Sätze. Schon war in Rom ein Gerichtshof ernannt,
um Luther's Sache zu untersuchen. Luther ward nach Rom ge-
fordert; wenn nicht in Rom, so sollte er doch in Augsburg vor dem
päpstlichen Bevollmächtigten, Cardinal Cajetanus, erscheinen. Er er-
schien, in voller Demuth, zu allem Gehorsam gern bereit — aber
gegen die Wahrheit, gegen sein Gewissen, gegen seine heiligsten Er-
fahrungen konnte er nicht reden, konnte nichts widerrufen. Unter
schweren Drohungen ward er entlassen. Roch einmal besann man
sich am römischen Hose; man wollte die Sache nicht zum Aeußersten
kommen lassen und Luther versprach gern, zu schweigen. Dann aber
griff der unbesonnene Kirchenstreiter Eck öffentlich den eben beschwich-
tigten Luther auf's Reue an, und trieb ihn durch seine dreisten Be-
hauptungen zur Verwerfung aller päpstlichen Decrete, ja auch aller
Concilienbeschlüsfe, wenn sie wider die heilige Schrift liefen. Wegen
dieser heillosen Ketzerei verschrie Eck den Luther als einen höchst ge-
fährlichen Feind der Christenheit, klagte ihn auf's Neue in Rom an,
und brachte mit ganz besonderer Genugthuung die päpstliche Bann-
bulle wider Luther mit sich über die Alpen zurück. So ward Luther aus
der römischen Kirche ausgeftoßen. Nicht er hatte sich zuerst vom Papst los-
gesagt, sondern der Papst stieß ihn von sich und verstattete ihm inner-
halb der bestehenden Kirche keinen Raum mehr. Da stieß Luther auch
den päpstlichen Gehorsam von sich, er verbrannte des Papstes Bullen
und Gesetzbücher, nur dem einen Herrn, Christo, und seinem Wort,
der heiligen Schrift, wollte er in geistlichen Sachen Gehorsam leisten,
Keinem, der dawider stritte. Und nun schritt er selbst von Stufe zu
Stufe mit immer entschiedenerm Angriff gegen das päpstliche Unwe-
sen vorwärts auf der gleich anfangs eingeschlagenen Bahn der Lehre.
Erst mußte er die heiligen Wahrheiten, die ihm aus der heiligen
Schrift entgege-traten und in seinem glaubenswarmen Gemüthe reif
geworden waren, mit begeisterter Klarheit dem Volke vorgetragen haben,
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