1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
510 Xxiii. §. 11. Kriege gegen Türken und Franzosen.
Macht, des Reichthums, des Ansehens insonderheit der königlichen
Gewalt als seine Hauptaufgabe bezeichnet. Franz 1. scheute sich
nicht, mit Sultan Soli mail in das engste Bündniß zu treten- Die
Flotten der Türken und Franzosen kreuzten vereinigt im Mittelmeer.
In Neapel, in Spanien, in Sicilien konnte man in der Nähe
des Meeres keinen Augenblick vor den mohamedanischen Bundes-
genossen der Franzosen sicher sein. Die ganze nordafrikanische Küste
glich einer zusammenhängenden Kette von Seeräubernestern. Eins
derselben zu Tunis hatte Karl 1536 zerstört; ein anderes zu Algier
konnte er nicht gewinnen, lind während die Kämpfe zur See noch
dauerten, bewegten sich immer neue Heeresmassen aus dem Innern
des türkischen Reichs die Donau herauf, und im Einverständniß mit
ihnen rückten französische Heere gegen die flandrischen, spanischen
und italienischen Grenzen. Soliman hatte 1541 in Ofen einen Pa-
scha über Ungarn eingesetzt und eine ganz osmanische Regierungs-
sorm über das uilglückliche Land gebracht. Nur ein kleiner Theil blieb
in den Händen des östreichischen Ferdinand. Im Frühjahr 1543
brach der Sultan abermals von Adrianopel auf, um auch diesen letz-
ten Rest zu gewinnen, um Wien zu erobern. In demselben Augen-
blicke bedrohten die Franzosen zu gleicher Zeit die Küsten von Genua,
die Gebirge von Navarra und die Niederlande. Sie zogen Däne-
mark, sie zogen Schweden in ein Bündniß wider den Kaiser, sie
wußten den jugendlich unerfahrenen Herzog von Cleve zu gewinnen,
daß er Geldern dem Kaiser entriß und gegen ihn zu behaupten wagte.
Er bekam am ersten die bösen Früchte eines solchen Bündnisses zu
schmecken. Als im Herbst 1543 der Kaiser gegen ihn anrückte, er-
schien kein Franzose zu seiner Hülfe, im Umsehen nahm der Kaiser sein
Land ein. Und dann ging's gegen Frankreich, geradewegs auf Paris
loö. Schon freueten sich die Deutschen, das Nest deö großen Tür-
kenfreundes zu zerstören und auszuplündern, da gab Franz nach und
schloß den Frieden zu Crespy 1544.
Es wäre dem Kaiser unmöglich gewesen, solch schnellen Erfolg ge-
gen den alten Erbfeind zu gewinnen, wenn er nicht sie Protestanten
vollständig auf seine Seite zu bringen gewußt hätte. Der schmalkal-
dische Bund war damals überaus mächtig. Er hatte eben erst den
feindseligen Herzog Heinrich von Braunschweig aus seinem Lande
verjagt, und Niemand hatte es gewagt, ihn daran zu hindern oder da-
für zìi strafen. Die Könige von Dänemark und Schweden, welche
beide die Reformation in ihre Länder eingeführt, wünschten nichts Lie-
beres, als in den Bund mit ausgenommen zu werden. Dasselbe Be-
gehren hatte auch der junge Herzog Wilhelm von Eleve, der im An-