1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
528 Xxiv. §. 3. Beginn der Gegenreformation in Deutschland.
herbeigerufen sind, um die Universität aus den Händen protestantischer
Lehrer zu retten. Um dieselbe Zeit fassen sie auch in Ingolstadt
festen Fuß. Und von diesen drei Mittelpunkten aus verbreiten sie
sich nun mit unglaublicher Geschwindigkeit nach allen Seiten. Noch
nicht zwei Jahrzehende später haben sie Oestreich, Ungarn, Mähren,
Böhmen, haben sie Bayern, Tirol, Franken und Schwaben, haben sie
die Ufer des Rheins und der Mosel mit ihren Collegien, ihren la-
teinischen Schulen, ihren Kinderlehren, ihren Katechismen erfüllt. Pro-
testanten sah man ihre Kinder aus evangelischen Schulen zurücknehmen
und sie in die Jesuiten sch ulen bringen. Denn das mußte man
ihnen lassen, sie wußten die Kinder vorwärts zu bringen, ihnen Lust
zum Lernen einzuflößen, sie in guter Zucht zu halten, aber auch zu-
gleich sie von Kopf bis zu Fuß mit römischen, mit jesuitischen Ge-
danken, Anschauungen, Meinungen, Vorsätzen zu erfüllen. Und wie
wußten sie auf die Bischöfe, auf die Fürsten einzuwirken! Herzog
Albrech t von Bayern war geraume Zeit dem Protestantismus per-
sönlich zugethan, der größte Theil seiner Unterthanen war evangelisch.
Unter den Händen der Jesuiten ist er der entschiedenste, rücksichtsloseste
Römling geworden. So weit sein Arm reichte, unterdrückte er jede
protestantische Regung; in der ganzen Schärfe, wie eben vorher in
Italien ward auch in Bayern der katholische Gottesdienst wieder her-
gestellt. Alles, was noch von katholischen Fürsten in Deutschland war,
schloß sich an den mächtigen Bayernherzog an. Der Papst war über-
all mit gutem Rath, mit Gunstbezeugungen und Reizung zum wei-
tern Vorgehen bei der Hand. Fortan zeigte sich wieder auf den
Reichstagen eine fest geschlossene römische Partei, die den Protestan-
ten in allen kirchlichen Fragen den nachhaltigsten Widerstand leistete.
Und wo die weltlichen Fürsten vorschritten, wie hätten da die geist-
lichen Zurückbleiben sollen? Die Erzbischöfe von Tri er und Mainz,
der Abt von Fulda begannen alle ihre protestantischen Unterthanen
aus dem Lande zu jagen. Im Herzen Deutschlands das Eichsseid,
es war ganz evangelisch gewesen, jetzt wurde es vollständig zum Ka-
tholicismuö zurückgebracht. In der Erzdiöcese Köln hatte das Evan-
gelium unter dem Erzbischof Gebhard Truchseß schon fast den Sieg
in Händen; es schien, als würde das geistliche Kurfürstenthum bald
in ein weltliches protestantisches verwandelt werden. Ganz West-
phalen wäre in diese Umwandlung mit hineingezogen; aus den
Bisthümern Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim hätte
sich ein protestantisches Herzogthum gebildet. In Franken gingen
die Bischöfe von Würzburg und Bamberg mit gleichen Gedanken um.