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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 540

1859 - Lübeck : Rohden
540 Xxiv. §. 6. Philipp Ii. und die Guisen in Frankreich. sterhaftigkeit, meineidiger Falschheit in den damaligen französischen Parteien uns begegnet. Fast möchte man sagen, daß doch die katho- lische Partei mit den Guisen an der Spitze mehr noch als die huge- nottische für eine Idee, für ein Heiliges, für Gottes Ehre, für die Er- haltung ihres Glaubens und ihrer Kirche schwärmte und kämpfte, daß es ihr ein rechter Ernst war mit ihrem katholischen Glauben. Wenigstens finden wir keinen namhaften Vorkämpfer der katholischen Partei zum Protestantismus übergehen, wohl aber mehrere protestan- tische Prinzen und Führer zum Katholicismus. Aber genauer besehen ist doch auch der katholische Eifer durchgehends nur ein eigensüchtiger, ein Kämpfen um eigne Güter, Vorrechte, Ehre, Herrschaft, ein be- wußtes Widerstreben wider die Wahrheit. Die Stadt Paris, von ihren fanatischen Theologen in der Sorbonne geleitet, nahm es als ein Ehrenrecht für sich in Anspruch, daß in ihren Mauern durchaus kein evangelischer Gottesdienst gehalten werden dürfe, wenn es auch in anderen Städten gestattet sei. Wir finden diese Stadt immer als die entschiedenste Widersacherin der Hugenotten, die eifrigste Freundin der Guisen, in ihr wurde das furchtbare Blutbad der Bartholomäusnacht begonnen, welches noch bis heute nicht gebüßt und gesühnt ist und noch immer neue Blutströme zur Folge haben wird; Paris war die letzte Stadt, welche sich dem Könige Heinrich Iv., dem ehemali- gen Hugenotten, ergab. Der Hof, die königliche Familie war keines- wegs so übermäßig katholisch gesinnt. Die Königin Katharina schwankt beständig hin und her, vermittelt zwischen den Guisen und den Hugenotten, beginnt Krieg, wenn eben Friede geschlossen ist, und schließt Frieden, wenn n:an meint, der Krieg solle erst recht angehen. Sie will nur Eins: die Macht, die Herrschaft in Händen behalten für sich und ihre Söhne. Deshalb bewegt sie sich in solchem Schaukel- systein, daß sie abwechselnd bald die Hugenotten, bald die Guisen her- vorsucht und begünstigt, je nachdem die einen oder die anderen ihr zu mächtig werden und durch die Gegenpartei in Schranken gehalten wer- den sollen. Ihre Söhne glichen ihr und beobachteten ein gleiches Ver- fahren. Karl Ix., der in der Bartholomäusnacht mit fieberhafter Blutgier auf die Hugenotten schoß, hatte eben zuvor in der Gesellschaft des geachtetsten Führers derselben, des Admirals Colign y, sich ganz be- sonders wohl gefühlt, seinen Rathschlägen ein sehr geneigtes Ohr ge- schenkt und fast sich bereden lassen, den Spaniern Krieg zu erklären und die protestantischen Engländer und Niederländer zu unterstützen. Man mußte erst seine Phantasie mit allerlei Schreckbildern erhitzen, ehe er seine Zustimmung zu dem Blutbefehl gab. Unter furchtbaren Ge- wissensängsten und blutigen Fieberträumen ist er nicht lange hernach gestorben. Sein Bruder Heinrich Iii., der Letzte aus dem Hause Valois, war zwar in seinem äußerlichen Bezeigen so gewissenhaft ka- tholisch, daß er es für ein Verbrechen gehalten hätte, nur eine Messe oder eine Litanei zu verfehlen. Aber wir sahen schon, daß er kein Bedenkeisshatte, sich mit dem hugenottischen Heinrich Iv. und dessen protestantischem Heer zu verbinden, als es galt, die übermüthigen Guisen und die Spanier zu bekämpfen. Dabei herrschte in diesem
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