1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
542 Xxiv. §. 7. Gegenreformation in Polen und Oestreich.
nig hätten setzen können. Sie versäumten es, und schnell waren die
Jesuiten am Platz und wußten Ohr und Herz des katholischen Kö-
nigs einzunehmen. Durch die Maßregeln, die König Sieg-
mund Iii. *) ergriff, wurde die protestantische Bewegung in Polen
zum Stehen gebracht, der Katholicismus erlangte wieder die Obmacht,
bald waren alle geistlichen und weltlichen Aemter nur noch von Katho-
liken besetzt, sämmtliche Pfarrkirchen wurden den Evangelischen wieder
entrissen, der junge Adel ward in der Schule der Jesuiten gebildet;
ohne auffällige Gewaltsamkeit ging die Gegenreformation unaufhaltsam
von Statten. Anders in dem Nachbarlande, in Oestreich. Dort
schrak man vor den schlimmsten Gewaltthaten nicht zurück. Durch die
Thronbesteigung des Kaisers Rudolf Ii. (1576) war daselbst ein
völliger Umschwung eingeleitet worden. Hatte sein Vorgänger, Kai-
ser Mar Ii., die Protestanten eher begünstigt, so trat der in Spanien
erzogene Rudolf durchaus in die Fußftapfen seines spanischen Oheims.
Als ein eifriger Katholik begünstigte er die Jesuiten, stellte die längst
abgekommenen Processtonen wieder her, versah die Feier des katholi-
schen Gottesdienstes wieder mit allem frühern Pomp, reinigte seine
Hauptstadt und dann sämmtliche kaiserliche Städte von den protestan-
tischen Predigern, entfernte die protestantischen Bürger aus ihren Aem-
tern, nahm die protestantischen Bücher weg und brachte auf diese
Weise eine Anzahl Städte und Märkte in Unteröstreich zum Uebertritt.
Aber die Masse der Bevölkerung und sonderlich der Adel war doch
zu entschieden protestantisch, als daß man mit diesen Mitteln hätte
durchdringen können. Auch in Salzburg, auch in Steiermark, wo
des Kaisers Vetter, Erzherzog Karl, die Regierung führte, wurden
dieselben Maßregeln versucht. In Salzburg wurde das entschie-
denste Mittel angewendet. Der Erzbischof jagte 1588 um die Win-
terzeit alle Evangelischen aus dem Lande. In den Nachbarprovin-
zen suchte man sie durch schwere Bedrückungen zum römischen
Glauben zurückzuführen. Es gelang doch nicht auf nachhaltige Weise.
Nach dem Tode des Erzherzogs Karl war Alles wieder protestantisch
geworden. Als sein Nachfolger, Erzherzog (später Kaiser) Ferdi-
nand Ii., nachdem er zu männlichen Jahren gekommen, 1596 die Re-
gierung in Steiermark übernahm, soll er i* seiner Hauptstadt Grätz
*) Dieser Siegmund war ein Sohn des eben genannten schwedischen Königs
Johann Ii. Wegen seines katholischen Bekenntnisses wurde er vom schwe-
dischen Thron ausgeschlossen, und konnte ihn auch mit den Waffen in der
Hand nicht wiedergewinnen.