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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 546

1859 - Lübeck : Rohden
546 Xxiv. §. 8. Ausbruch des dreißigjährigen Krieges, 1618. lieben Truppen mit Waffengewalt zurückgedrängt, ja Wien ward an- gegriffen, und fast schien es um Ferdinand geschehen. Aber infer- dinand, der soeben nach dem Ableben des Matthias von allen östrei- chischen Erblanden Besitz ergriffen hatte und nun auch zum deutschen Kaiser erwählt ward (1519), wohnte ein starker, durch Nichts zu erschüt- ternder Glaubensmuth. Er war so völlig von dem Recht und der Gottgefälligkeit seiner katholischen Maßnahmen überzeugt, daß er auch in den schwierigsten Lagen an der felsenfesten Ueberzeugung sesthielt, daß Gott ihm dennoch zum Siege verhelfen würde. Es dauerte auch nicht lange, so konnte er wieder siegreich in Böhmen eindringen; und der unkluge Schritt, den jetzt die Böhmen thaten, daß sie näm- lich den jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem König erwählten, gereichte ihnen selber zum Verderben. Denn nun erhob sich an der Spitze der katholischen Liga, und von Ferdinand durch große Versprechungen gewonnen, der kluge, thatkrästige und erz- katholische Herzog von Bayern, Marimilian, schnitt dem unglück- lichen Friedrich alle Aussicht auf Hülfe von seinen Glaubensgenos- sen ab, und schlug ihn dann unter den Mauern Prag's (1620) in einer kurzen, aber entscheidenden Schlacht so gründlich, daß der rath- lose Böhmenkönig eilends aus seinem Lande entfliehen und als ein Geächteter lebenslang in der Fremde umherirren mußte. Böhmen aber fiel jetzt wieder in die Hand Ferdinand's, und die Protestan- ten kannten ihn hinlänglich, um zu wissen, was ihrer harre. Was flüchten konnte, floh, aber die große Masse mußte doch Zurückbleiben. Anfangs schien Ferdinand noch keineswegs zum Aeußersten entschlos- sen. Nur den durch den pfälzischen Friedrich in's Land gebrachten Calvinismus wollte er ausrotten, aber die lutherischen Gemeinden bestehen lassen. Die Jesuiten aber, der kaiserliche Beichtvater und der päpstliche Nuntius wären damit nicht zufrieden gewesen. Halb gegen den Willen des Kaisers setzten sie es durch, daß auch die lu- therischen Prediger aus Böhmen vertrieben wurden. Statt ihrer füll- ten Schaaren von Dominicanern, Augustinern, Karmelitern und Je- suiten das Land und die Kanzeln. Wie schnell war jede Spur des evangelischen Gottesdienstes aus Böhmen vertilgt. Noch hätte Kaiser Ferdinand gewünscht, wenigstens die alten hussitischen Privi- legien aufrecht zu erhalten, die Austheilung des Laienkelchs beim Abendmahl zu gestatten. Aber bei den römischen Vorkämpfern galten keine Rücksichten. Die Messe mußte aller Orten wieder nach römi- scher Weise gehalten werden, jedes Andenken an Huß wurde sorg- fältig ausgelöscht. Und wie in Böhmen, so ging es in Schlesien, in
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