Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 549

1859 - Lübeck : Rohden
Xxiv. §. 9. Gustav Adolf in Deutschland, 1630-32. 549 überftanden (seit 1608), war jede Möglichkeit eines einträchtigen Han- delns zum Heile des Vaterlandes völlig dahin. Da konnte es denn nicht anders sein, als daß Fremde über die deutschen Grenzen herein- brachen und die Zwietracht der Deutschen ausbeuteten zu eignem Vor- theil und zum Verderben des Vaterlandes. Mit herzlichem Wohlge- fallen sah Frankreich das deutsche Reich in den verderblichsten Bru- derkrieg verwickelt und säumte nicht, alle Mittel einer falschen und verrätherischen Staatskunst aufzubieten, um diesen Zustand zu erhal- ten und zu verschlimmern. Als nun der Kaiser einen so unerwar- teten Erfolg durch seine Kriegsheere errungen, als die kaiserlichen Kriegsvölker unter Wal len st ein mit empörendem Uebermuth alle die vereinzelten, rathlosen, unschlüssigen Fürsten und Städte des obern wie des niedern Deutschlands bedrückten und verhöhnten, da schien es Zeit, einen neuen starken und kriegslustigen Feind dem Kaiser ent- gegenzuwerfen. Es konnte kein anderer sein als der tapfere, großher- zige König Gustav Adolf von Schweden. Durch seine Feldzüge gegen Polen hatte er sich bereits einen Namen gemacht. Sein eig- ner protestantischer Eifer hatte ihn längst getrieben, den bedrängten Glaubensgenossen in Deutschland zu Hülfe zu kommen. Es ist das einzige Mal, daß Schweden berufen ward, entscheidend in die Welt- geschichte einzugreifen. Dieser nördliche Winkel Europa's sollte plötz- lich hervortreten als Vorkämpfer der auf allen Punkten geschlagenen oder bedrohten protestantischen Kirche. In demselben Augenblick, als Spanien, der Hort des Katholicismus, in jene Schwäche und Be- deutungslosigkeit zurückzusinken anhob, in der es seither verblieben ist, erhob sich die einzige noch völlig ungeschwächte und in sich einige pro« testantische Macht, die es noch in Europa gab, und setzte dem immer weiter vordringenden, in den kühnsten Hoffnungen sich wiegenden Ka- tholicismus einen unüberschreitbaren Damm entgegen. Was ohne diese Dazwischenkunft der Schweden in Deutschland geschehen wäre, wer mag es sagen? Aber verkennen dürfen wir nicht, daß, so heil- bringend das Eingreifen Gustav Adolf's für die protestantische Sache geworden ist, so gefährlich, ja schwer bedrohlich es für die deutsche Freiheit werden mußte. Denn es war ja nicht der reine, uneigennützige Religionseifer, der ihn nach Deutschland trieb. Es war zugleich das Streben nach Vergrößerung seiner Macht, seiner Besitzun- gen, er hat es gar keinen Hehl, daß er in Deutschland festen Fuß zu fassen, einen Theil der Reichslande zu gewinnen, ja wohl gar den Kaiser zu stürzen und sich an seine Stelle zu setzen gedenkt. Im Bunde mit einer katholischen Macht,' ja mit heimlicher Zustimmung
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer