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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 558

1859 - Lübeck : Rohden
558 Xxiv. §. 11. Das Ende der Gegenreformationen »c. ideales Ziel verfolgten, welches in dem wirklichen Zusammenleben der Völker keinen Platz mehr fand. Fortan wurde die päpstliche Stellung auch den katholischen Staaten gegenüber eine schiefe, haltlose, schwan- kende. Die übrigen Fürsten aber, auch die katholischen, ließen sich die Feststellung unüberschreitbarer Grenzlinien zwischen Katholiken und Protestanten gefallen. Spanien erkannte das protestantische Holland als einen selbständigen Staat an. Frankreich hätte wohl gern ge- wünscht, die Hauptstreitpunkte noch unausgemacht zu lassen, aber nicht sowohl zu Gunsten des Katholicismus, als um in Deutschland einen Anlaß zu beständigem Hader und zu französischer Einmischung bestmög- lichst zu unterhalten. Uebrigens war Frankreich auch nach dem Edict von Nantes und nach dem westphälischen Frieden gerade derje- nige Staat, in welchem der Katholicismus fortfuhr, immer neue Siege zu feiern, bis endlich der Protestantismus völlig ausgerottet schien. Heinrich Iv. hatte nach seinem Uebertritt die Katholiken sichtlich be- günstigt und die Protestanten zurückgesetzt. Sie gingen schon mit dem Gedanken um, sich einen auswärtigen mächtigen Beschützer zu suchen. Seine katholische Gemahlin, Maria Medici, sein Sohn Ludwig Xiii. (1610 bis 1643), dessen gewaltiger Minister Richelieu, sie waren alle zwar nicht Feinde der Protestanten aus katholischem Eifer, aber sie wollten ein in sich einiges und gehorsames Frankreich, und konnten deshalb das fremde, abweichende, zu Aufständen geneigte Ele- ment des Protestantismus nicht wohl leiden. Wenigstens keine poli- tische Macht, keine besonderen Rechte wollte Richelieu ihnen zuge- stehen. Die mächtige Festung Rochelle, das letzte Bollwerk ihrer politischen Freiheit, hat er im persönlichen Kampf ihnen entrissen. Dann war eine Zeit lang Friede. Aber unter dem folgenden König Ludwig Xiv. (1643 bis 1715) fingen die Quälereien wieder an. Frankreich war inzwischen überschwemmt mit katholischen Orden, Stif- tungen, frommen Bruder- und Schwesterschaften aller Art, ein neuer Eifer für die alte Kirche hatte sich entzündet, auch der König ward davon hingenommen. Nach einiger Zeit hob er das Edict von Nantes auf (1685). Da begann noch einmal eine Märtyrerzeit der französisch- resormirten Kirche, und dies Mal eine noch schönere und gesegnetere als die erste anderthalb Jahrhundert früher. Wie sind sie da im Schmelz- ofen der Trübsal ausgeglüht, die Glaubenshelden, und als reines Sil- der erfunden worden! Biel Tausende wunderten aus, flohen heimlich vor den überall aufgestellten Schergen hinaus in die protestantischen Länder. Mit offenen Armen nahm der große Kurfürst, nahm auch Holland und England sie auf. Frankreich aber beraubte sich seiner trefflichsten Unterthanen und entzündete auf den rauhen Höhen der Cevennen jenen grausamen Religionskrieg, den Camisardenkrieg, der uns lebhaft an die alten Greuel der Albigenserkriege erinnert. So hat in Frankreich der Katholicismus noch seine spätesten Triumphe erfochten. In anderen Ländern waren seine Bemühungen von keinem erheblichen Erfolg mehr begleitet. In Schweden freilich haben die Jesuiten ihr Meisterstück gemacht an Gustav Adolf's Tochter, und das einzige Kind des protestantischen Glaubenshelden hat dem Papst
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