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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 603

1859 - Lübeck : Rohden
Xxv. §. 8. Napoleon, die Geißel Gottes über die Welt. 603 der aufzurichten. Es ließ sich auch einen Augenblick so an. Napo- leon schien im eignen Lande so viel zu thun zu finden, durch Her- stellung einer kräftigen Ordnung in allen Provinzen so in Anspruch genommen, daß er selber für jetzt gar keinen Krieg wünschen konnte. Und doch, wie hätte zwischen dem anmaßlichen Emporkömmling Na- poleon und der allezeit im Trüben fischenden Handelspolitik Eng- lands ein dauernder Friede bestehen können? Wie hätten die übri- gen Mächte, namentlich Oestreich und Rußland, bei dem wieder aus- gebrochenen Kriege längere Zeit müßige Zuschauer bleiben können? Schon 1803 brach der englisch-französische Krieg wieder aus, und da die französischen Flotten nicht im Stande waren, dem englischen Jnselreich nahe zu kommen, so mußte die Landarmee gegen Hannover mar- schiren, denn die Kurfürsten von Hannover saßen seit 1714 auf dem englischen Königsthron. Daß er damit das Gebiet und die Rechte des deutschen Reichs verletzte, kümmerte den Consul natürlich gar nicht. Denn das deutsche Reich eristirte in seinen Augen gar nicht mehr (vollends nach den Schlachten von Ulm und Austerlitz und dem Frie- den zu Preßburg 1805), oder diente ihm nur zum erwünschten Spiel- raum für die große Scheere, mit der er stets geschäftig war, die Län- der nach einem neuen Muster zuzuschneiden und eine neue geogra- phische Mode aufzubringen. Und Rechte? Wo hätte sich jemals Napoleon um Rechte bekümmert? Er kannte weder göttliche noch menschliche Rechte, er kannte nur seine Laune, seinen Ehrgeiz, seinen Vortheil, seine Willkür, er war, so möchte man sagen, die fleischge- wordene Selbstsucht in eigner Person. Mit festem Schritte stieg er soeben die Stufen des Thrones hinan, nach welchem seine Herrsch- gier schon so lange getrachtet hatte. Schon 1802 hatte er sich zum lebenslänglichen Eonsul ernennen lassen, aber der Titel genügte ihm noch nicht. Es mußte etwas Glänzendes, Ungewöhnliches, Seltsames sein, womit er die Franzosen köderte, den Pöbel aller Länder blendete, die Mächtigen lähmte und über Alles, was sonst auf Ehrfurcht und Gehorsam auf Erden Anspruch machte, sich kühnlich hinweghob. So redete er denn seinen Soldaten und Unterthanen vor, das Königthum sei für immer abgeschafft; denn das Königthum sei Tyrannei, Will- kürherrschaft, Knechtung der Völker. Aber das Kaiserthum, das sei die rechte Freiheit, Wohlstand, Macht, Ehre; kurz, alle Glückseligkeit der Völker liege iin Kaiserthum, wohlgemerkt, in Na pol con's Kai- serthum verschlossen. Und dann ließ er sich von den wedelnden und schmeichelnden Speichelleckern förmlich bitten, wie um eine große Gunst, daß er doch Frankreich zu dem Gipfel alles Glückes emporheben und
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