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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 656

1859 - Lübeck : Rohden
656 Xxv. §. 12. Die Kämpfe der Gegenwart. beiden Ländern durchgesetzt; sie haben aufgehört, rein protestantische Staaten zu sein. In Deutschland hat der Papst durch Eingreifen in die gemischten Ehen und eine Anzahl anderer Ansprüche neue Zer- würfnisse herbeigeführt, erst im Osten und Westen des preußischen Staa- tes, dann an der südwestlichen Ecke Deutschlands. Oe streich wird schon seit Jahren gänzlich von Jesuiten beherrscht und feindlich gegen das Evangelium abgesperrt, das neueste Concordat mit dem Papst legt es noch tiefer in die römischen Ketten. Römische Missionen im In- und Ausland treten in bewußten Gegensatz, in beabsichtigten Kampf mit den evangelischen Missionaren, Pfarrern und Gemeinden und ge- gen die unkatholischen Obrigkeiten und Landesgesetze. Während kein anderes Land so sehr von revolutionären Bewegungen durchwühlt ist wie der Kirchenstaat, ruft Papst Pius Ix. (seit 1846) die Bi- schöfe aus allen Landen nach Rom und beschließt mit ihnen . einen neuen Glaubenssatz, nämlich „daß die Maria ohne Sünde empfangen sei, also ohne Erbsünde und rein wie auch Christus selber geboren sei, hoch erhaben über alle Menschen." Wie hat sich nun die evangelische Christenheit dem erneuten Auf- schwung der katholischen Kirche gegenübergestellt? Weder unter sich einig, noch den katholischen Jrrthümern entschieden und durchweg feindlich. Zwar der größere Theil der Resormirten fährt fort, sie scharf zu bekämpfen aber eine große Partei, z. B.in der englischen Staatskirche die Puseyiten, ist ent- weder schon in das römische Lager übergegangen, oder doch auf dem Wege dahin, und auch unter den Lutheranern in Deutschland hat es nicht an Xiebertritten gefehlt. Zwar hat sich die evangelische Kirche Deutsch- lands, namentlich Preußens seit den Tagen der Gefahr im Jahr 1848 kräftig zusammengenommen. Die jährlich wiederkehrenden Kirchentage, die Conferenzen der höchsten Kirchenbeamten, die Generalkirchen- visitationen, die Gründung oder Reinigung christlicher Gymnasien und Universitäten, die Wiederherstellung christlicher Gesangbücher und Gottesdienstformen, die Verbesserung der Gefängnisse, des Gesin- dewesens, die Aufhebung der Spielbanken, die strengere Ueberwachung der Schenken, die schärferen Ehegesetze, Erschwerung der Schei- dungen , neue Ansätze zum Ernste christlicher Zucht u. s. w., das alles zeugte von lebendigem Eifer, das Haus des Herrn gegen die andringen- den Schaaren des Abgrundes zu stützen und zu vertheidigen. Aber mitten im Lager ist keine Einigkeit. Der fast eingeschlafene Kampf zwischen Lutheranern und Resormirten ist auf's Neue erwacht, Lehre und Bekenntniß wird auf's Neue den anders lehrenden Brüdern als undurchdringliche Scheidewand entgegengehalten, die freie Bewegung der persönlichen Frömmigkeit wird von den streng kirchlich Gesinnnten beanstandet und gehemnrt, der Amtsbegriss mit neuer Schärfe betont, die Wiederherstellung der alten Kirchenformen auf's Lebhafteste betrie- den. Das alles hat sein Recht, ist nach der geschichtlichen Entwick- lung der evangelischen Kircbe in den letzten Jahrhunderten nothwendig und unvermeidlich. Aber cs führt große Gefahren mit sich. Es blen- det das Qiuge gegen die große Einigkeit aller Brüder in der Haupt- sache und schärft es für die einzelnen Unterschiede, als ob sie geeignet
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