1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Xxv. §, 14. Blick in die Heidenwelt. 675
Mischer Gesittung, sehen im Besitz ihrer vieltausendjährigen Cultur und
Geschichte zunächst nur mit Verachtung auf den ankonunenden europäi-
schen Fremdling, den rothköpfigen Barbaren herab. Sie bieten uns
das Doppelbild des heidnischen Aberglaubens und des heidnischen Un-
glaubens. Der Unglaube in seiner nacktesten Gestalt in China, in der
Lehre des Confutse, der von Göttern und geistlichen Dingen am
liebsten gar nichts wissen, sondern Alles lediglich durch das Siltengesetz,
durch Einschärfung von Moralregeln im Gange halten will. Neben ihm
der Buddhadienst oder Fodienst, der sich über das ganze südöstliche
Asien verbreitet, der auch nichts von einem lebendigen Gotte wissen
will, sondern nur von vergötterten Menschen, der aber in einer un-
glaublichen Menge religiöser Gebräuche, in Fasten, Beten, Almosen, in
Processionen, Klöstern, Gelübden, in Kleidung und Ceremonien ein
wundersames und unheimliches Abbild des Katholicismus liefert. Da-
gegen ragt in Ostindien noch aus uralter Zeit der Brama dienst
hervor mit seinen 333 Millionen Göttern, mit seiner verwickelten Glaubens-
lehre, seiner uralten reichen Literatur, seinen hochgespannten asketischen
Anforderungen, seinen Büßungen, Selbstopferungen, seiner Kastenschei-
dung, seinem unbändigen Hochmuth, seiner Geldgier und seinem ver-
brecherischen Glaubenseifer. Da hat es schwerer Kämpfe der Glau-
bensboten bedurft und bedarf es noch jetzt, um in diese Burg und
Bollwerk des Satans Bresche zu legen. Gleichwohl ist nie eine Zeit
gewesen, wo das Misstonswerk zurückgegangen wäre, wo das Heiden-
thum neue Siege erfochten hätte. Unablässig, unabwendlich, unmerk-
lich verbreitet das Christenthum seine mächtige Wirkung durch das
ganze Land und durchsüuert die wüste Masse des ungeschlachten Hei-
denvolks mit dem Sauerteig des Evangeliums. — Von Trankebar aus,
dem ersten Punkt, wo die gesalbten hallischen Boten Ziegenbalg,
Gründler, Schulze, Schwarz, Gericke, Rh en ius auftraten,
ist das große benachbarte Gebiet von Tinevelly durch ihre treue und
gesegnete Arbeit fast gänzlich dem Christenthum gewonnen. Von Tran-
kebar breiteten sie sich aus nach Madras, nach Bengalen. Englische
Gesellschaften kamen ihnen zu Hülfe und ganz Ostindien ward mit
Missionaren übersäet. Am Schluß des vorigen Jahrhunderts loderte
in England trotz aller Kriegs- und Revolutionsstürme ein wunderbar
helles, liebliches Feuer des Glaubens und der Liebe zu allen umnach-
teten Völkern der ganzen Erde. Wie damals die großen Traetat- und
Bibelgesellschaften in England entstanden, so auch die großen Misstons-
vereine, die ihre Netze jährlich weiter dehnen und ihrer Arbeit nie ein
Ende wissen. Binnen wenig Jahren (1795 dis 1799) entstanden in
England die große Londoner Missions-Gesellschaft, zwei schottische
Missionsgesellschaften und die kirchliche Missionsgesellschaft. Seit 1810
bildeten sich auch mehrere größere und kleinere Gesellschaften in Nord-
amerika. Die haben ihre Missionare zu Hunderten ausgehen lassen
in alle Welt. Da ist kaum noch irgend eine Insel, eine Küste, ein
irgendwie erreichbares Land, welches diese Glaubensboten nicht betre-
ten. Wir finden sie gleicherweise am Missuri, am Nil und am Gan-
ges. Sie durchwandern die Eiswüsten Grönlands und Labradors und
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