1869 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Herbst, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Latiner bewohnten Latium, sprachen den laünischen
Dialekt, das Latein, und wurden die Herren der Halbinsel.
Zu den umbrisch-sabeltischen Völkerschaften gehörten
die Umbrer, die Volsker, Rutuler, Sabiner u. a.
Von den Sabinern, die ihren ursprünglichen Sitz um
Amiternum hatten, ging eine Reihe von Völkerschaften aus, die
man unter dem Namen der Sabeller zusammenzufassen Pflegt.
Sie waren ein tapferes Bergvolk, das die Sitte hatte, einen
heiligen Lenz, das ver sacrum, auszusenden. Sie pflegten näm-
lich in großer Noth das Gelübde zu thnn, Alles, was im kom-
menden Frühjahr würde geboren werden, Menschen und Vieh,
dem Mars zu weihen. Das Vieh wurde gleich 'nach der Geburt
geweiht, die Menschen aber mußten, wenn sie ein gewisses Alter
erreicht hatten, über die Grenze ziehen und sich eine neue Heimat
erobern. Von den Sabinern gingen ans: die Picenter, Vestiner,
Marrnciner, Peligner, Marser, von den Mörsern die Herniker*).
Abkömmlinge der Sabiner waren ferner die Samniter**). Ihre
Republik bestand aus den vier Cantonen der Frentaner, Pentrer,
Caudiner und Hirpiner. Von den Sanmitern gingen aus die
Campaner, Lukaner, Bruttier und nördlichen Apuler.
Welcher Dialekt der gemeinschaftlichen Muttersprache am
nächsten stand, läßt sich nicht mehr bestimmen. Vielleicht stand
ihr am nächsten der nmbrische; diesem näherten sich die Dialekte
der Volsker und Sabiner. Dem umbrischen stand nicht so nahe
der oskische Dialekt, welcher von den Samnitern und den öou
ihnen ausgegangenen Völkerschaften geredet wurde. Das Sabinische
latinisirte sich sehr früh, das Oskische, obgleich dem Latinischen
sehr nahe stehend , hat sich dagegen bis zur Kaiserzeit in seiner
Eigenthnmlichkeu erhalten.
Was den Stammescharakter der Lati'ner uitb Sa-
biiler, ans deren Verbindung das Volk der Römer entstand,
angeht, so hatten die erstern. welche die ebene Küstenlandschast
von Latium bewohnten, als ein vorwiegend ackerbauendes Volk
einen conservativen, jedoch nicht starr am Alten hängenden Sinn
und Würde und Festigkeit des Charakters; ihre Küste war ohne
Häsen und lud nicht zu Seefahrten ein, sie hatten daher auch
*) Von ihrer Hauptstadt Anagnia ist überliefert, daß sie eine marsische
Colonie war,
**) Es liegt auch schon im Namen: Samnites = Sabinites wie vnros
somnus (sopnus). Schwegler Römische Gesch. I. p. 180.