1869 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Herbst, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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gesunden Orte nach Alba longa. Nach dreizehn Vorgängern
herrschte hier Prokas. Dessen Sohn, Amulius, als der jüngere
von der Herrschaft ausgeschlossen, vertrieb den älteren, Numitor,
ließ dessen Sohn tobten und machte die Tochter Rhea Silvia zur
Vestalin. Sie gebar aber vom Mars die Zwillinge Romulus
und Remns. Diese wurden ausgesetzt, aber wunderbar gerettet.
Sie wuchsen bei einem Hirten kräftig ans und tödteten, als sie
von ihrer Herkunft Kunde erhielten, ihren Feind Amulius und
setzten ihren Großvater als König ein. Sie gründeten an der
Stelle, wo sie ausgesetzt waren, Rom und nachdem Remns von
Romulus erschlagen worden, war dieser der erste König Roms.
Die Aeneassage verdient keinen Glauben*). Wir sind über
den Ursprung Roms vollständig im Unklaren: Rom tritt als
eine unaufgeklärte Thatsache vor uns.
Auf dem linken Ufer des Tiber, an der Nordgrenze Latiums
gegen Etrurien finden wir auf dem von sechs andern umgebenen
palatinischen Hiigel eine latinische Gemeinde vor; der lati-
nische Gau, der sich hier anbaute, war der der Ramnes. Zu
dieser latinischen trat bald noch eine zweite auf dem quirinalischen
Hügel angesiedelte, die sabinische Gemeinde der Tities und ver-
band sich mit ihr zu einem Staate, so jedoch, daß das latinische
Element vorherrschend blieb. Die so verbundenen zwei Gemeinden
nehmen bald ein drittes Element in sich auf, die Luc eres, die
wahrscheinlich auch Latiner waren.
Welchen Zweck die Gründer Roms im Auge gehabt haben,
darüber hat man sich Vermuthungen hingegeben. Da Rom an
ungesunder Stelle gelegen ist, so müssen die Gründer allerdings
von einer besonderen Absicht geleitet gewesen sein. Man hat ge-
glaubt, Rom sei das Emporium für die Tiberstraße gewesen;
die vier Stunden weite Entfernung von der Küste des Meeres
sollte es vor den Ueberfällen der Seeräuber sicher stellen;
auch war es durch seine gesicherte Lage ans Hügeln wohl geeignet,
eine Grenzfestung gegen Etrurien zu werden.
*) Die ältesten Nachrichten lassen den Aeucas nicht auswandern, sondern
im Lande bleiben und seine Dynastie fortblühen; man wollte sogar zu Berechn-
thia in Kleinasien sein Grab zeigen. Zahlreiche Localsagcn lassen den Aencas
zwar auswandern, aber nicht bis nach Italien kommen. Schwierigkeit der
Seefahrten nach Italien zur Zeit Homers. Die Sage ist entstanden unter dem
starken Verkehr, den die Römer mit den Griechen Unteritaliens, namentlich mit
Cumä hatten. Vergl. I. Schwegler p. 326.