1869 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Herbst, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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tomime, welche das Wort wegwarf und ganz in einem von Tanz
und Musik begleiteten Geberdenspiele aufging. Aus der Zeit
Nero's rühren nach griechischen Mustern in dunkler, hochtrabender
Sprache geschriebene Tragödien, welche dem Seneca zugeschrieben
werden; sie waren wahrscheinlich rhetorische Uebungsstücke und
zur Ausführung nicht bestimmt.
In der ersten Zeit wurden die Theatervorstellungen auf
improvisirten Gerüsten gegeben, und das Volk sah ihnen stehend
zu. Ein Theater mit festen Sitzplätzen, das 154 errichtet worden
war, wurde auf den Antrag des P. Cornelius Nasica nieder-
gerissen; ja es wurde durch einen Senatsbeschluß verboten, inner-
halb der Stadt oder in einem Umkreise von tausend Schritten
einen Bau mit Sitzplätzen aufzuführen, weil der sitzende Genuß
von Theatervorstellungen mit der männlichen Würde eines Römers
unverträglich sei*). Erst durch Mummius wurden Theatergerüste
nach griechischer Weise mit Sitzplätzen für das jedesmalige Be-
dürfniß errichtet. Ein großes meist steinernes Theater wurde
zuerst im Jahre 55 von Pompejus ausgeführt; von der Zeit an
entstanden stehende Theater in großer Zahl.
Der Eintritt in das Theater war unentgeltlich und Allen,
auch Frauen und Kindern gestattet; nur der Sklave war aus-
geschlossen.
Die bucolische Poesie ist mit der dramatischen insofern ver-
wandt, als sie im Zwiegespräch Charaktere entfaltet.
Vergilius (siehe unten) schrieb zehn Eklogen oder Bucolica,
worin er den Theocrit nachahmte, gar liebliche, lebensvolle, mit
Anspielungen auf Zeitverhältnisse durchwebte Bilder des Natur-
und Hirteulebens.
Das Lehrgedicht, die Satire, die Fabel.
T. Lucretius Carus, geb. 99, gest. 55 v. Christus, schrieb
auf Grund der epikureischen Lehre von dem Ursprünge und der
Erhaltung der Welt (Atomenlehre) ein Lehrgedicht äs rsrum
natura in sechs Büchern. Der Dichter hat den der Anschauung
sich entziehenden, daher für dichterische Gestaltung wenig geeigneten
Stoff mit Geschick und Lebendigkeit zu behandeln gewußt.
*) Atque etiam senatus consulto cautum est, ne quis in urbe pro-
piusve passus mille subsellia posuisse sedensve ludos spectare vellet,
ut scilicet remissioni animorum iuncta standi virilitas propria Romanae
gentis nota esset.