1869 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Herbst, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Aus Peters Jugendgeschichte bis zu seiner Alleinherrschaft.
Peter Alexejewitsch d. i. Sohn des Zaren Alexei Michailowitsch, von dessen
zweiter Gemahlin Natalia Narischkin, geb. 1672, beim Tode seines Vaters vier-
jährig, wurde nach dem Ableben seines Halbbruders, des Zaren Feodor Iii 1682
mit Uebergehung des älteren, aber schwachsinnigen Halbbruders Iwan (-h 1696)
in Moskan zum Zaren unter Vormundschaft seiner Mutter ausgerufen. Ein
Aufruhr der Strelitzen, durch Peters Halbschwester Sophia angeregt, führte
zum Mord der Verwandten Peters von der Mutterseite, zur Theilung der Herr-
schaft unter die beiden Brüder und zu Sophias Regentschaft.
In seinem Lieblingsaufenthalt Prcobraschenskoi zeigte der junge Zar schon
in seinen Spielen und der Richtung seines Lcrntriebs (auch neuere Sprachen)
den künftigen Reformator des Landes. Sein militairischer Lehrer, der Genfer
Le Fort, früher in französischen und niederländischen Diensten, später russischer
General und Admiral; bedeutender der General Gordon, ein Schotte. Das
Soldatenspiel, nach deutschem Vorbild, der Ursprung der Garde Peters und der
Umbildung des russischen Heeres.
Der Versuch Sophias, mit Hülfe der Strelitzen Peter vom Throne zu ver-
drängen, führte 1689 unter Zustimmung des Patriarchen und des Volkes zu
seiner Alleinherrschaft, zu Sophias Verstoßung ins Kloster.
A. Peters Keifen und innere Keformen.
Sein Streben, neben einer Landuiacht auf europäischem Fuß
auch eine Seemacht in Rußland zu schaffen, führte zur kräftigeren
Theilnahme am österreichffch-venetianifch-polnifchen Krieg gegen
die Pforte, zur Eroberung von Afow 1696, (nebst freiem Handel
auf dem schwarzen Meere in den Waffensüllständen von 1699
und 1700), zu den Anfängen einer Kriegsmarine, zu dein Plan,
auf einer westeuropäischen Reife vor allem holländische und eng-
lische Schiffsbaukunst näher kennen zu lernen.
Erste Reife 1697—1698 an der Spitze einer Gefandffchaft
durch Livland, über Berlin nach Holland (Aufenthalt in Zaandam
und Amsterdam, in Utrecht und im Haag, Bekanntschaft mit Wil-
helm Iii von Oranien) und England; Rückkehr durch's Oester-
reichische und Polen; Anwerbung ausländischer Künstler, Officiere
und Handwerker für Rußland, Aussendung von Russen zur An-
eignung ausländischer Bildung.
Zweite Reise 1716—1717 über Dänemark nach Holland
und Frankreich in gleicher Absicht, mit gleichen Erfolgen, vor-
wiegend in Bezug auf Kunst und Wissenschaft. Peters Versuche
zur inneren Umbildung seines Landes, die sich neben den Re-
formen im Kriegswesen, in der Rechtspflege, den Finanzen, der
Landeseintheilung, dem Ackerbau, dem Fabrikwesen, der Schul-