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1. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 61

1869 - Langensalza : Beyer
61 sogleich den hochherzigen Entschluß, sich für sein Vaterland frei- willig zu opfern. Ungeachtet der Bitten und Thronen der Seinigen verließ er am frühen Morgen Athen und begab sich, als Holzhauer gekleidet, in das feindliche Lager. Hier wurde er von den Wachen angehalten, deren Zorn er durch Widersetz- lichkeit so reizte, daß er wirklich getödtet ward. Kurz darauf kamen Abgesandte der Athener in das feindliche Lager und erbaten sich den Leichnam ihres erschlagenen Königs. Dadurch wurden die Feinde in die äußerste Bestürzung versetzt; die Sache wurde untersucht, und siehe es fand sich der Leichnam des Königs. Nun verbreitete sich plötzlich eine solche Muthlosigkeit im feindlichen Heere, daß es alle Hoffnung eines glücklichen Erfolges ausgab und sich von den Mauern Athens zurückzog. — Gewißlich trug der König Kodrus die Ueberzeugung in sich, daß bei dem damals unter den Völkern herrschenden Aberglauben dieses Selbstopser seine Landsleute ermuthigen und die Feinde dagegen in Kleinmuth versetzen würde. Er verdient also wegen der Aufopferung seines Lebens unsere Bewunderung um so mehr, da derselben eine reine und uneigennützige Vaterlandsliebe zum Grunde lag. Diese edle Selbstaufopferung ihres Königs machte einen so tiefen Eindruck auf das Gemüth der Athener, daß sie glaubten. Niemand sei würdig nach Kodrus die königliche Würde zu bekleiden. So entstand der athenische Freistaat, *) das einzige Beispiel dieser Art in der Geschichte, welches um so merk- würdiger ist, da sonst gewöhnlich Unzufriedenheit mit dem Herrscher die Veränderung in der Negierungsform herbeiführt. — Athen erbebt, es naht den Thoren Der Sparter wutherfüllte Schaar. „So sind wir Alle denn verloren, Uns schützt kein Tenipel, kein Altar?" „Soll das Geschrei des Kriegs verhallen Und wieder aufblühn' Stadt und Land, So muß zuvor der König fallen, Der König, durch der Feinde Hand." *) Seitdem hat kein König mehr in Athen residirt, bis 1834 König Otto I. von Griechenland seine Residenz von Nauplia dahin verlegte.
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