1869 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vorgeschichte, Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Auf den Undank gegen Wohlthaler setzte er den Verlust
des Bürgerrechts.
Von Verstorbenen durfte man entweder gar nicht, oder nicht
anders als rühmlich sprechen.
Besondere Erwähnung verdient noch, daß Solon, der über-
haupt auf's Strengste über die Sitten wachte, den Müßiggang
als die Quelle aller Laster zu bestrafen befahl und es Jedem zur
Pflicht machte, eine Kunst oder ein Gewerbe zu erlernen, wodurch
er sich im Nothfalle ernähren konnte. Wenn Jemand seine Kinder
zu keiner nützlichen Beschäftigung angehalten hatte, so war er nicht
berechtiget, in seinem Alter von diesen Unterstützung zu verlangen.
Solons Gesetze unterschieden sich von denen Lykurgs haupt-
sächlich dadurch, daß sie sich mehr als diese auf die Sittlichkeit,'
auf die Bildung des Geistes überhaupt erstreckten.
Einmal wurde er gefragt, iu welchem Staate es sich am be-
sten wohne? „In dem Staate", war seine Antwort, „wo die
Bürger der Regierung gehorchen, und diese dem Gesetze."
Solon galt nicht nur in Griechenland, sondern auch iu fer-
nern Ländern für den weisesten Menschen. Zu den Tugenden, die
ihn zierten, gehörten auch die Demuth und Bescheidenheit,
wie wir aus folgender Erzählung ersehen: „Mehrere Fischer zu
Milet hatten eines Tages in ihrem Netze ein goldenes Gefäß
von bedeutendem Werthe gesunden. Da sie die nächsten Ansprüche
auf den Besitz dieses Kleinods zu haben meinten, aber auch der-
jenige, welcher die Fischer gedungen hatte, dasielbe begehrte; so
brachte man diese Sache vor den Senat zu Milet, um diesen
entscheiden zu lassen. Der Senat sandte zu dem Orakel nach
Delphi, welches den goldenen Becher dem Weisesten unter
den Griechen zuerkannte. Als solcher wurde Th ales zu Milet
bezeichnet. Dieser aber wies das Geschenk von sich, indem er es
zu einem andern Weisen, dem Bias, sandte; aber auch dieser
wollte nicht der Weiseste sein, sondern meinte, daß Pittakus ihn
übertreffe. Pittakus wies ebenfalls diese Ehre von sich, und so
kam der Becher endlich an Solon, welcher sich an Bescheidenheit
nicht übertreffen ließ, indem er erklärte, daß Niemand weiser
sei, als der Gott Apollo, weßhalb der Besitz des Bechers auch