1869 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Hain floh, ließ sich hier von seinem treuen Sclaven, Philokra-
tes, umbringen, denn er sah zu seiner Rettung keinen Ausweg.
So endete auch dieser Mann auf eine schmachvolle Weise.
Der Sieg war sonach den Optimaten geblieben, und alle
Einrichtungen, welche die Graechen zur Förderung des Volkswohles
getroffen, wurden wieder aufgehoben, nur das Gesetz nicht,
welches den Rittern die Gerichtsbarkeit übertrug.
Sämmtliche Unruhen, welche in die Zeit dieser beiden Grac-
chen fallen, begreift man mit dem Namen gracchische Unruhen.
Diese waren gewissermaßen nur ein Vorspiel zu dem furcht-
baren Bürgerkriege, der bald zwischen den Optimaten und der
Volkspartei ausbrechen sollte. Die Männer, welche die Hauptrolle
in diesem Kriege spielten, waren Sulla, an der Spitze der Opti-
maten, und Marius, der Anführer der Volks Partei.
Beide Männer sind so merkwürdig, daß wir sie näher kennen
lernen wollen.
19.
Marius.
Casus Marius, eines Landmannes Sohn, war geboren
bei Arpinum im Lande der Volsker. Hier wuchs er fast ohne
allen Unterricht auf und leistete seinem Vater bei dem Ackergeschäfte
hilfreiche Hand. Er hatte aber schon damals eine große Vorliebe
für das Soldatenleben, und darum entschloß er sich, schon früh
Kriegsdienste zu nehmen. Kurz nach seinem Eintritte in das Heer
zog er mit gegen Numantia. Hier erregte er durch seine Rie-
sengestalt und körperliche Stärke, nicht minder auch durch seine
Tapferkeit, Unerschrockenheit und Geistesgegenwart die größte Auf-
merksamkeit im römischen Heere. Der jüngere Africanus er-
kannte schon damals den künftigen Feldherrn in ihm, so daß er auf
die Frage einiger Freunde: ,,Wer wird dich wohl ersetzen,
wenn das Schicksal dich uns entreißen sollte?" zur
Antwort gab: „Dieser!" wobei er dem Marius auf die Schul-
ter klopfte. Nachdem dieser Feldzug (der erste, an dem Marius
Theil nahm) beendigt war, ging er nach Rom zurück. Da das