1865 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Was er selbst an Dir verbrach,
Büße er durch eigne Schmach.«
Knechte weiß sie zu gewinnen
Durch des Goldes Macht,
Und durch Lust bethörter Sinnen
In trüg'rischer Nacht.
Länger schiebt sie's nun nicht auf,
Läßt der Rache ihren Lauf.
Als der König einst ermüdet
Von dem Jagen kehrt',
Sucht er, die das Lager bietet,
Ruhe, ungestört,
Nosamund' erkennt die Zeit,
Alles ist zum Mord bereit.
Seines scharfen Schwertes Breite,
Das ihn nie verläßt,
Immer zierend seine Seite,
Bindet sie ihm fest;
Rascher wallet ihr das Blut,
Kochend in gewalt'ger Gluth.
Und sie winket den Gesellen
Zu der blut'gen That.
Wie wenn einen Baum zu fällen
Sich ein Hanfe naht,
Vorsichtig, daß wenn er fällt,
Er nicht selber sie zerschellt:
So nah'n sie, es fasset Grauen
Ihren feigen Sinn,
Wie sie schlafend ihn erschauen
Mit der wilden Mien';
Wüthend kämpft er in dem Traum,
Seinen Mund bedecket Schaum.
Jene stoßen ihm mit Zittern
In die Brust das Schwert.
Wie von tödtenden Gewittern
Aufgeschrecket, fährt
Alboin aus seinem Schlaf',
Weil nur schwach der Stahl ihn traf.