1865 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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diesem muthig entgegen, indem er ihn zum Zweikampfe heraus-
forderte. Zwar zersprang ihm das Schwert in der Hand, aber
dessen ungeachtet entwaffnete er seinen Gegner und schenkte ihm
dann großmüthig das Leben. Obgleich Gottfried durch Hein-
rich Iv. um sein Erbe gekommen war, so leistete er ihm dennoch
bei seinen vielen Kämpfen die treuesten Dienste. In der Schlacht
bei Hohenmölsen hatte der jugendliche Held die Ehre, dem
Heere das große Reichspanier vorantragen zu dürfen, mit dessen
Spitze er Heinrichs bedeutendsten Gegner, den Herzog Ru-
dolph, im wildesten Kampfgewühle traf.
Obgleich Gottfried ritterlich für Heinrich's Sache mitgekämpft
hatte, so bezeigte sich dieser dennoch erst nach 7 Jahren dank-
bar, indem er ihm das Herzogthum Niederlothringen verlieh,
nämlich als Konrad, Heinrich's Sohn, znm römischen Könige ge-
wählt worden war.
Am meisten hat sich Gottfried von Bouillon im ersten Kreuz-
zuge ausgezeichnet, der durch ihn vorzugsweise geleitet und ge-
führt wurde.
Der erste Kreuzzug, an welchem meist nur Franzosen An-
theil nahmen, begann im Jahre 1096 den 15. August. Der Ver-
abredung nach sollte ein Theil der Kceuzarmee den Weg durch
Ungarn, ein anderer durch Oberitalien und Dalmatien
nehmen; die übrigen aber sollten durch Apulien gehen. Kon-
stantin opel war zum Sammelplätze des gesammten Kreuz-
Heeres bestimmt. Eine Schaar der Kreuzfahrer bestand ans Land-
streichern, entlassenen Missethätern, aus Bauern, Mönchen, Wei-
bern und Nonnen an männlicher Kleidung; nur wenige Ritter
und wahre Kriegslente hatten sich diesem ungeordneten Haufen
angeschlossen. An der Spitze dieser Schaaren stand Peter von
Amiens und ihm zur Seite sein Freund Walther, wegen
seiner Armuth zubenannt der »Habenichts«.
Dieses Corps zog durch Deutschland und Ungarn nach Kon-
stantinopel, plünderte und mordete unterwegs viele Tausende un-
schuldiger Juden; allein in Ungarn und Bulgarien wurden
von den kriegerischen Bewohnern auch viele Tausende des räu-
berischen Trosses erschlagen, so daß Peter mit wenig über
20,000 Mann bei Konstantin opel anlangte. Hier bekam er