1865 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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Bevor wir von seiner Krönung 1111b Regierung reden, wollen
wir erst aus seinem frühern Leben Einiges mittheilen.
In seinen jüngern Jahren war Rudolph oft etwas keck und
übermüthig. Rach Art des damaligen Adels liebte er Fehden
über Alles. Gab es auf heim a thl ich ein Boden fernen Krieg,
so zog er in die Fremde, und der Klang seines Schwertes
schallte so weit hin, daß selbst der König von Böhmen ihn
einladen ließ, an seinem Kampfe gegen die Ungarn Theil zu neh-
men, was Rudolph auch freudig und mit gutem Erfolge that.
Auch die Bürger von Zürich nahmen seinen Arm in An-
spruch, als der Freiherr von Regensberg Böses gegen sie im
Schilde führte. Dieser gefürchtete Mann hatte nämlich Zürich's
Bürger mit seinen Burgen wie mit einem Garne umstellt. Da
man nun fürchtete, atiein mit ihm nicht fertig werden zu können,
so wurde Rudolph erpicht, ihr Schirm Hauptmann zu werden.
Dieser übernahm das ihm angetragene Amt gerne, und züchtigte
den stolzen Freiherrn für seinen Uebermuth, so daß er zuletzt
noch froh sein mußte, als Bürger von Zürich sein Leben in
Ruhe beschließen 311 können.
Rudolph hatte alle seine Burgen mit List eingenommen. Wie
listig er zu Werke ging, beweiset das Nachstehende:
In einer Entfernung von ungefähr einer halben Stunde von
Zürich ist der Utoberg, und auf demselben stand ehedem die
feste Uetlibürg. Von hieraus machte Leuthold von Re-
gensberg öfter Streifzüge in die unten liegende Landschaft des
Zürcher-See's. Gewöhnlich gebrauchte er dazu zwölf weiße
Pferde und ebenso viel weiße Hunde. Um die Burg, welche
durch Gewalt schwer zu gewinnen war, einnehmen zu können,
bediente sich Rudolph folgender List: Er ließ heimlich zwölf weiße
Pferde und auch eine gleiche Anzahl von Hunden aufkaufen, über-
Die Habsbnrg (ursprünglich Habichtsburg), das Stammschloß dieser
Grafen, lag am reckten Ufer der Aar, unweit des Städtchens Brugg,
im Kanton Aargau. Nordöstlich über dem freundlichen Badeorte Schinz-
nach (auf dem Wülpesberge) sieht man heute noch die sorgfältig erhal-
tenen Trümmer dieser berühmten Burg, welche im elften Jahrhundert
(1020) vom Grafen Ratbod, und zwar ans Kosten seines Bruders, des
Bischofs Werner von Straßbnrg, erbaut worden ist.