1865 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
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44.
Entstehung des Schweizerbundes. — Wilhelm Tell.
1307.
Albrecht's Regierung war, wie wir gesehen haben, kein Segen
für Deutschland. Sein ungerechtes und hartes Verfahren gegen
die bis dahin mit dem deutschen Reiche verbundenen Schweizer
veranlaßt diese zu einer Empörung, in welcher sie jene Un-
abhängigkeit von Deutschland erkämpften, welche bis heute noch
besteht. v
Die Schw eizer lebten seit uralten Zeiten entweder als
Hirten bei ihren weidenden Heerden in den Alpenthälern, oder
als fleißige Bürger, welche Gewerbe und Handel trieben, in
wohlhabenden Städten, bloß geschützt durch ihren Muth und
ihre Freiheit.
Sie sind ihrem Stamme nach ein ächtdeutsches Volk, und nur
nach Frankreichs Grenze zu ist die französische Sprache
die herrschende geworden. Das helvetische Land war ehedem in
verschiedene, geistliche und weltliche, Gebiete getheilt, welche zum
Theil unter dem deutschen Kaiser standen. Mehrere Städte waren
kaiserliche freie Reichsstädte, namentlich die sogenannten Wald-
städte, Schwyz, Uri und Unterwalden, welche unter dem
Namen der Kantone (Orte, oder Ortschaften) von ihren eigenen
Obrigkeiten regiert wurden. Kaiser Alb recht I., der viele
Stammgüter in der Schweiz besaß, wollte gern die Macht seines
Reiches noch vermehren, und deßhalb trug er den Waldstädten
(Waldstetten) an, sie möchten sich dem erblichen Schutze des
mächtigen östreichischen Hauses unterwerfen. Die Schweizer
erklärten aber, daß sie in dem Zustande ihrer Vorfahren zu ver-
bleiben wünschten, und wiesen somit Albrecht's Antrag zurück.
Der Kaiser setzte ihnen deßhalb zwei strenge Reichsvoigte
und ließ es zu, daß diese sich manche Gewaltthätigkeiten erlaubten,
weil er hoffte, das Volk solle aus Noth noch zu dem Entschlüsse
kommen, seinen Willen zu th'un und ihm unterthänig, d. h.
habsburgisch oder östreichisch zu werden. Der Reichs- oder
Landvoigte waren zwei: Hermann G eßl er von Brun eck und