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1. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte - S. 244

1869 - Langensalza : Beyer
244 Druck der Protestanten (des. in Ungarn) zu mildern. Um den rö- mischen Katholicismus von seinen Mißbräuchen zu reinigen, verbot er die Wallfahrten, forderte die Abstellung der Processionen in den Kirchen, beschränkte die Reliquienverehrung und verordnete, daß man das Volk nicht mit der angeblichen Wunderthätigkeit der Amú- lete *) täuschen sollte. Papst Pius Vi. stattete dem Kaiser im Jahre 1782 in Wien einen Besuch ab, um desien Reformen zu Hintertreiben; allein Joseph ließ sich in seinen Planen nicht wan- kend machen. Alle Zweige der Staatsverwaltung, das Kirchen- wesen, die Schulen, die Polizei, der Landbau wurden verbesiert. Da der Kaiser eine allgemeine und gleiche Besteuerung einsührte, auch ein allgemeines Criminal- und Civil-Gesetzbuch für die österreichischen Staaten erscheinen ließ; so erbitterte er besonders den ungarischen Adel, dessen Vorrechte gänzlich verschwinden soll- ten. In Folge dieser Neuerungen empörten sich die Ungarn und Niederländer gegen ihn und verbitterten ihm die folgenden Jahre feiner Regierungszeit. Schon im Januar 1790 fühlte Joseph, daß sein Körper erliege und mit schnellen Schritten dem Grabe zueile; aber dennoch arbeitete er bis zum letzten Tage seines Le- bens. Ani 19. Febr., 10 Uhr Abends, entließ er seine Secretare und ließ seinen Beichtvater kommen. Die wichtigsten Angelegen- heiten des Staates waren der Gegenstand seiner letzten Phanta- sien. Er betete: „Herr, Der Du allein mein Herz kennst, Dich rufe ich zum Zeugen an, daß ich Alles, was ich unternahm und befahl, aus keiner andern Absicht, als zum Wohle meiner Unter- thanen meinte. Dein Wille geschehe!" Gegen 8 Uhr Morgens fühlten die Aerzte fast keinen Puls mehr. Endlich sagte Joseph: „Ich fühle die Annäherung des Todes. Herr, in Deine Hände empfehle ich meine Seele!" Der Todeskampf dauerte fünf Minu- ten und war schmerzlos. Joseph Ii. starb am 20. Februar 1790 in seinem 49ften Le- bensjahre, verkannt von dem Volke, das seiner nicht werth war. *) Unter einem Amúlete versteht man irgend einen Körper von Stein, Metall oder einer andern Masse, den man bei sich trägt, um sich da^ durch gegen mancherlei Ucbel zu bewahren.
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