1869 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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obgleich sie schon zweimal unter Andreas Hofer die Baiern und
Franzosen aus dem Lande getrieben hatten.
In einem blutigen Kampfe ward Tprol niedergeworfen, Hofer,
von einem Priester verrathen, ward gefangen genommen, in Ketten
nach Mantua gebracht und zum Tode verurtheilt. —
Oesterreich mußte in diesem Kriege wieder bedeutende Land-
striche an Frankreich oder an dessen Bundesgenossen abtreten; es
verlor überhaupt 2000 simeilen mit fast 3 Millionen Einwoh-
nern und mußte sich verpflichten 85 Millionen Francs Kriegssteuer
zu bezahlen.
Damals schon träumte sich Napoleon unbezwingbar. Um den
europäischen Fürsten sich mehr gleich zu stellen und Oesterreich
sich fester zu verbinden, hob er am 16. Dec. 1809 seine, seit
dem 8. März 1796 bestandene, Verbindung mit seiner treuen Ge-
mahlin Iosephine auf und vermählte sich (d. 2. April 1810)
mit Marie Louise, der Tochter des österreichischen Kaisers
Franz. Diese gebar ihm 1811 einen Sohn, Napoleon Ii., den
er schon in der Wiege zum Könige von Nom erhob. Nun hoffte
man auf ruhigere Zeiten, denn Oesterreich schien von jetzt ab ein
natürlicher Bundesgenosse des gewaltigen Machthabers zu sein.
Napoleon stand jetzt auf dem höchsten Punkte seiner Macht;
es hätte ihm nun mehr an der Befestigung und innern Ausbildung
seines Ungeheuern Reichs gelegen sein müssen, als an noch größe-
rer Ausdehnung desselben. Aber je mehr er hatte, desto ungezü-
gelter war er in seinen Wünschen. Ländersucht und Herrschbegierde
waren ihm gleichsam zur zweiten Natur geworden. Holland,
ein Theil der Schweiz, die No rd w est küsten von Deutsch-
land sammt den drei großen Hansestädten: Hamburg, Bremen
und Lübeck wurden mit Frankreich vereiniget (1810). Selbst die
älteste Kaiserstadt, Nom, durfte nicht fehlen, um den Glanz sei-
nes Reiches zu erhöhen; er nahm sie dem Papste ab, führte die-
sen als Gefangenen nach Frankreich und verordnete, daß sein
Sohn König von Rom sein sollte.