1869 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Die Jahre 1836 und 1837.
Die jugendliche Wittwe, Maria da Gloria von Portugal,
wählte abermals einen deutschen Prinzen, Ferdinand, den Sohn
des Herzogs von Coburg, welcher ihr im Jahre 1836 angetraut
wurde, und, trotz des Widerspruches der Reichsstände, die Würde
als Großseldherr bekam.
In diesem Jahre starb auch der König Anton von Sach-
sen, dem sein Nesse und seitheriger Mitregent, Friedrich Au-
gust, nachfolgte (d. 7. Juli 1836).
Abermals hatten Flüchtlinge versucht, die Schweiz zum Herde
ihrer Umwälzungspläne zu machen; doch waren ihre Bestrebungen
mehr beklagenswerth, als gefährlich. Die Kantone selbst, welche
durch bittere Erfahrungen ihre Gäste kennen gelernt hatten, fingen
an sie auszutreiben.*) Bern, der Hauptsitz derselben, verjagte
schon Anfangs August 150.
Das einzige Erfreuliche dieser Zeit war, daß bis zum Jahre
1836 der preußische Zollververein sich so ausdehnte, daß er 26
Millionen Deutsche umfaßte, wodurch wenigstens in einer Hinsicht
der deutschen Einheit näher gerückt wurde. Unterdessen ward das
deutsche Volk durch einen besond-ern Vorgang in heftige Bewegung
gesetzt. Als nämlich der König Wilhelm von England und
Hannover am 20. Juni 1837 starb und England an die Königin
Victoria fiel, in Hannover Ernst August von Cumberland
folgte, erklärte derselbe am 5. Juli 1837 die freisinnige Verfassung
vom Jahre 1833 ohne Weiteres fiir aufgehoben. Dieser Gewalt-
streich erregte um so größeres Aufsehen, als von dem Bundestage
gar Nichts dagegen geschah. Jetzt meinte man, es sei daraus ab-
ge?ehen, die freisinnigen Verfassungen insgesammt bei guten, vor-
kommenden Gelegenheiten wieder zu vernichten, und die Gemüther
wurden deßhalb in große Unruhe versetzt.
*) geschah schon, ehe Frankreich die Austreibung gefordert hatte,
welches die Attentate auf den König Louis Philipp (3k u, 36) mit den
Umtrieben im Zusammenhänge glaubte.